Unter Kritikern und Hörern besteht mehr oder weniger ein Konsens darüber, dass Friedrich Gulda als Jazzpianist niemals einen Rang eingenommen hat, der mit seiner Bedeutung als Beethoven- oder Mozart-Interpret vergleichbar wäre. Von dieser Warte gesehen, besteht seine Bedeutung lediglich darin, das Ansehen des Jazz in Kreisen gehoben zu haben, die aus Bildungsdünkel oder Desinteresse den Kontakt mit ihm gescheut hatten.
Dass Gulda er als Jazzer kein Tatum oder Peterson war, bedeutet aber keineswegs, dass er als Jazzpianist und -komponist nur Mittelmaß gewesen wäre. Für einen Pianisten, der nur nebenbei Jazz spielte, waren seine Qualitäten beachtlich. Unter den in beiden Lagern aktiven Pianisten seiner Generation überflügelte ihn einzig André Previn, und der begann seine Laufbahn als Jazzpianist. In den späten fünfziger Jahren gehörte Gulda fraglos neben Jutta Hipp zu den zehn besten deutschsprachigen Jazzpianisten.
Einen besseren Beleg dafür als dieses erste amerikanische Konzert Guldas, das noch aus jener Zeit stammt, als sein Interesse für Jazz noch relativ frisch war, lässt sich kaum vorstellen. Gulda stellte sich 1956 im Birdland mit einem Septett aus Hardboppern vor, unter denen vor allem der spätere Star-Altist Phil Woods herausragt. Guldas damaliger Stil erinnert mehr an den der boppigeren, von Bud Powell geprägten Westcoast-Pianisten jener Jahre, an Kollegen wie Pete Jolly oder Claude Williamson.
In Standards wie "Night In Tunisia" oder "Bernie's Tune" führte er glasklares, brillantes Single-Line-Spiel in klassischer Anschlagskultur vor und offenbarte dabei auch Ideenreichtum. Der Akzent des Albums liegt auf seinen eigenen, zwischen Cool und Bop angesiedelten Kompositionen. Wäre Guldas Spiel mehr aus dem Bauch gekommen und hätte es etwas mehr geswingt, hätte er sich vermutlich auch ganz dem Jazz verschrieben. Dieses Album wäre dann der Beginn einer großen Jazz-Karriere gewesen.
Marcus A. Woelfle, 01.02.2001
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