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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Yardbird Suite - The Ultimate Charlie Parker Collection

Charlie Parker

Rhino/Edel Contraire 72260
(123 Min.) 2 CDs

Die Bedeutung Charlie Parkers als Mitbegründer und einflussreichste Persönlichkeit des Modern Jazz und als einer der genialsten Improvisatoren dieses Jahrhunderts ist bekannt. Wer für diese Aussage eine Bestätigung sucht, findet in diesen achtunddreißig Aufnahmen und im ordentlichen Kommentar tatsächlich die bislang beste Kurzeinführung in sein Schallplattenwerk.
Kann diese Anthologie aber den Anspruch einer ultimativen Auswahl erheben? Jein. Im Gegensatz zu den offiziellen Zusammenstellungen einzelner Firmen konnte man hier auf den Fundus aller für “Bird” wichtigen Labels - allen voran Savoy, Dial und Verve - zurückgreifen (Verve war mit der Lizenz-Vergabe am wenigsten freigiebig: Ihre Aufnahmen mit Streichorchester mussten durch entsprechende Live-Aufnahmen des seltenen Rockland-Palace-Konzerts ersetzt werden). Nur Bootleg-Labels konnten sich bisher so breit bedienen.
Fast jede wichtige Parker-Komposition (“Koko”, “Parker’s Mood”, “Now’s The Time”) findet sich in einer ihrer gelungensten Aufnahmen (bitter: “Barbados”, “Billie’s Bounce”, “Bird Feathers” bleiben bedeutungslos). Die Herausgeber haben allerdings nur Bebop-Klassiker ausgewählt - überwiegend jene Studioaufnahmen, die Parkers verwirrte Kollegen vor fünfzig Jahren kauften, um jeden Ton auswendig zu lernen. Den Anteil an Live-Aufnahmen hat man, vielleicht aus Gründen der Aufnahmetechnik und der Titellängen, auf ein Minimum beschränkt. Die Folge ist nicht nur, dass einige legendäre Auftritte gänzlich fehlen (z. B. in der “Massey Hall” und leider auch im “Royal Roost”) und daß auch wichtige Begegnungen nicht dokumentiert sind; z. B. hören wir Bird mit den Trompetern Dizzy Gillespie, Miles Davis und Howard McGhee, nicht aber mit Fats Navarro, Kenny Dorham und Red Rodney.
Auf Nebenschauplätzen entdeckt man Charlie Parker hier nie: Parker mit Big Band, Bird auf Mambo-Pfaden und als Begleiter von Vokalisten, Yardbird auf einer All-Star-Jam-Session mit traditionellen oder mit europäischen Musikern ... Auch die Enden sind ausgespart: Beispiele aus dem Frühwerk (z.B. mit Jay McShann), die uns gezeigt hätten, von welcher Swing-Rampe (Kansas City) das Genie zum Bebop startete, fehlen ebenso wie die allerletzten Aufnahmen (Cole-Porter-Titel).
All dies hätte das Bild abrunden können, ohne dass es auf Kosten des essentiellen Combo-Bebop gegangen wäre; denn für eine weitere halbe Stunde Spielzeit wäre durchaus noch Platz gewesen! Dennoch: Wer eines der größten Genies der Musikgeschichte mit einem Kauf “abdecken” möchte, greife bedenkenlos zu.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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