Von Enrico Rava war in den Neunzigern hauptsächlich zu hören, dass er sich mit Jazzversionen von Opern befasste - ein weiter Weg seit den experimentelleren Zirkeln, die er in den Sechzigern und Siebzigern frequentiert hatte. Die lyrische Seite seines von Miles Davis inspirierten Spiels jedoch hatte sich jenseits aller Stile stets behaupten können. Nun, als Sechzigjähriger, unternahm er mit dem Arrangeur Paolo Silvestri eine kaum kaschierte Hommage an Davis' Aufnahmen mit Gil Evans.
Die zusätzlichen Streicherklänge sind wohl ein Geschenk an Ravas Muse Barbara Casini: Sie hat kaum Jazz-Ehrgeiz, verfügt aber über eine jederzeit angenehm ins Ohr gehende Chanson-Stimme, mit der sie ein bunt gemischtes, dreisprachiges Repertoire zum Besten gibt. Folglich drückt sich die Aufnahme erfolgreich um die Entscheidung, ob sie eine hörenswerte italienische Liedermacherin oder einen souveränen Trompeter ohne Egoprobleme herausstellen möchte, der dieser Orchesteraufnahme dezent, aber bestimmend seinen persönlichen Stempel aufdrückt.
Mátyás Kiss, 22.06.2000
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