Country-Anklänge waren in Bill Frisells Musik von Anfang an enthalten. Seit seinem Trip nach "Nashville" schienen sie aber zu dominieren und die anderen Fassetten seiner Persönlichkeit in den Hintergrund zu drängen. Auf "Ghost Town", dem ersten völlig im Alleingang aufgenommenen Album seiner Karriere, gelingt ihm die Integration sämtlicher Einflüsse in einem einzigartigen Gitarren-Klangkosmos. Mit einer Hand voll Instrumenten, zwei Verstärkern und einer Sammlung unfertiger Ideen hat er sich ins Studio zurückgezogen. Herausgekommen ist ein wunderbares Album, dass den Zuhörer mit anfänglich gefälligen Klängen in eine keineswegs nur heile Welt lockt.
Feine elektronische Unterströmungen trüben das reine Country-Vergnügen in "Tell Your Ma, Tell Your Pa", und der frisellsche Weltschmerz, wie man ihn aus früheren Zeiten kennt, bricht in "Variation On A Theme" wieder auf. John McLaughlins "Follow Your Heart" und Gershwins "My Man's Gone Now" gerinnen zu Meditationen für Westerngitarre, und die Ballade "When I Fall In Love" erklingt im Duett von Banjo (!) und E-Gitarre. Dazwischen immer wieder elektronisch verfremdete Klänge und harmonische Reibungen als Korrektiv. Pure Magie.
Jürgen Schwab, 01.09.2007
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