Obwohl bereits mehr als dreißig Jahre verstrichen sind, ist George Coleman (geb. 1935) einer breiteren Jazz-Öffentlichkeit noch immer vorwiegend als Sideman von zwei Klassikern der Mittsechziger bekannt: Als Tenorsaxofonist auf Miles Davis’ “My Funny Valentine” und Herbie Hancocks “Maiden Voyage”. Daß Coleman seitdem als Leader seinen individuellen Mischstil - darunter sehr viel Hauptstrom-modifizierter früher und mittlerer Coltrane, Parker, etwas Getz und Adderley - weiterentwickelt und sich darüber hinaus auch das Alt- und Sopransaxofon erschlossen hat, zeigt seine neue Platte sehr schön.
Dass der unterschwellig stets auch lyrische Coleman eine besondere Neigung zu Richard Rodgers hat, war bereits den drei vorherigen Alben mit je einer Rodgers-Nummer anzumerken. “I Could Write A Book” erhebt diese Neigung zur Hommage an den Komponisten von “Have You Met Miss Jones”, “My Funny Valentine”, “My Favorite Things” und anderen Evergreens aus der ersten Liga des Standard-Repertoires. Mit Jamil Nasser am Bass und (dem von einer Nierentransplantation wiedergenesenen) Billy Higgins verfügt Coleman über eine der besten Rhythmusgruppen. Der positive Eindruck wird allein durch das Spiel von Harold Mabern getrübt, der am Piano aufgeregt zwischen Blumigkeit und modalem Donner schwankt.

Claus Lochbihler, 01.09.2007

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