TDK Mediactive DV-JESP2
(60 Min., 1992) 1 DVD, Dolby digital, DTS, PCM-Stereo; PAL 4:3
Miles Davis ist heute noch, zehn Jahre nach seinem Tod, der am meisten verehrte und am meisten imitierte Trompeter. Verbeugungen vor seiner Kunst gibt es wie Sand am Meer, vom unbeholfenen Plagiat bis zu Tributveranstaltungen wie dieser, die im Juli 1994 auf dem Festival "Jazz Open" in Stuttgart stattfand. Unter dem Bandnamen ESP 2 formierte sich eine Fusion-Gruppe, deren Mitglieder sich überwiegend aus den letzten Davis-Bands formierten und keinen Trompeter in ihrer Reihe hatten, dem ohnehin nur eine sehr undankbare Aufgabe zugefallen wäre.
Neben dem Keyboarder Adam Holzman, dem künstlerischen Leiter der letzten Davis-Formation, wirkten Robert Irving III, David McMurray, Randy Hall, Mino Cinelu, Victor Bailey, Ricky Wellman und Carla Cook mit. Musiker der gehobenen Fusion-Klasse also, die auch auf der Höhe ihres Standards musizieren. Gute Standard-Qualität ist auch der TV-Mitschnitt. Im Grunde ist an dem achtbaren Konzert nichts auszusetzen. Doch der virtuelle Besucher wird nicht umhin können, die Band als Vorgruppe zu einem Miles Davis wahrzunehmen, der freilich nicht auftritt, um dem Geschehen jene Magie einzuflößen, die allein schon seine Gegenwart bewirken konnte, selbst wenn er nicht spielte. Und: Miles fesselte auch optisch.
Ist schon so ein Konzert im Gedenken an Miles ein „Ersatz“ (man gedenkt ihm übrigens am besten, wenn man seine eigene und nicht seine Musik spielt), wirkt es als DVD als Ersatz des versäumten Ersatz-Konzertes. Schon eine CD des Konzertes dürfte den meisten Besitzern vollauf genügen. Selbst der ausgesprochene Fan des späten Miles und seiner Mitstreiter würde sie nicht gerade häufig auflegen, da er im Zweifelsfall vermutlich die CDs mit Meister Davis bevorzugte. Er würde aber so ein Konzert besuchen.
Solange DVDs noch so teuer sind wie Konzerte, dürfte das Konzert-Erlebnis tiefer und nachhaltiger sein. Wieso braucht man überhaupt so einen Konzertmitschnitt? Weil es von Miles Davis selbst derzeit nur eine einzige DVD – "Miles in Paris" - auf dem Markt gibt und man den Fans irgend etwas bieten will, das wenigstens den Schatten seiner Aura einfängt? Die Neuheit des Speichermediums möge die Firmen nicht dazu verführen, nur neue Konzertmitschnitte zu veröffentlichen. Szenen von Miles Davis mit Gil Evans oder mit John Coltrane, die unwiederbringlich der Geschichte angehören, wären eher dazu angetan Jazz-Freunde überhaupt für DVD zu interessieren.
Marcus A. Woelfle, 21.06.2001
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