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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Bouncing With Bud

Bud Powell

Dreyfus Jazz/Edel Contraire 3 460503 672529
(56 Min., 1947 - 1949) 1 CD

Wer sich bei der Übersiedlung auf die einsame Insel auf ein einziges Bud-Powell-Album beschränken muss, hier ist es! Mit sicherer Hand hat Francis Dreyfus hier eine Blütenlese der besten Schellack-Aufnahmen (aus dem Roost-, Verve- und Blue-Note-Katalog) zusammengestellt. Dass er bei seinen Kompilationen aus rechtlichen Gründen das Jahr 1950 nicht überschreiten darf, ist in diesem Fall nicht so schlimm. Obwohl Powells Spiel auch in den fünfziger und sechziger Jahren noch manche Sternstunde bescherte, litt es doch zunehmend unter Powells starken psychischen Problemen, und damit verbunden Nervenzusammenbrüchen, Alkohol, Klinik- und Gefängnisaufenthalten, schädlicher Elektroschocktherapie und am Ende seines kurzen Lebens Tuberkulose und Unterernährung.
Die hier versammelten Aufnahmen der Jahre 1947-1949 enthalten mit das Beste des Genies, das die Neuerungen Thelonious Monks und die Virtuosität Art Tatums aufgriff, um als brillantester Bebop-Pianist, ja Schöpfer des modernen Jazzpianos schlechthin in die Geschichte einzugehen. Wer wissen will, wo Bop- und zum Teil auch Cool-Pianisten herkommen, nachhören will, wer schon die Intensität und Kraft der Funky-Pianisten à la Horace Silver, die lyrische Feinnervigkeit der Evanse und Jarretts vorweggenommen hat, der findet hier die Quelle.
Powells lange, logisch fließende Linien weisen keine unbegründeten Noten auf; jeder Ton bekundet eine Dringlichkeit, die die meisten Ausführungen seiner Nachfolger harmlos wirken lässt. Dieser Titan war sicherlich einer der ausdrucksstärksten und tiefsten Jazzmusiker aller Zeiten. Besonders positiv fällt bei der Auswahl ins Gewicht, dass man sich von mehreren Aspekten der künstlerischen Persönlichkeit Powells ein Bild machen kann: Ältere Standards ermöglichen eine Einsicht in seinen experimentierfreudigen Umgang mit dem Material, zwei Kompositionen Monks erlauben einen Vergleich mit seinem Mentor. Nach dem Hören des Albums bleibt der geniale Improvisator Powell auch als einer der begabtesten Komponisten ("Bouncing With Bud", "Tempus Fugit") der Ära und als Bandleader mit handverlesenen Trio- und Quintett-Sidemen (Sonny Rollins, Max Roach, Roy Haynes und hier besonders brillant Fats Navarro) in Erinnerung.
Vielleicht sollte man an einem so rundum beglückenden Album nicht mäkeln. Kennt man aber Powells Schallplattenwerk der vierziger Jahre, darunter Einspielungen mit Sonny Stitt, J. J. Johnson und Charlie Parker, wundert man sich, warum über zwanzig Minuten Spielzeit verschenkt wurden.

Marcus A. Woelfle, 01.09.2007


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