Jimmy Scott, der diesen Monat seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag feiert, ist in unseren Breiten nie so recht bekannt geworden. Mir gefällt weder sein Timbre – sein Markenzeichen ist eine feminine, fast falsettartige Stimme - noch seine eigenwillige Intonation, seine Art des Vibratos und einiges Andere. Doch das tut nichts zur Sache. Er ist einer der ausdrucksstärksten Balladensänger des Jazz und verdient es, dass jeder Hörer selbst sein Herz befragt.
Scott scheint von allem, was er singt, selbst ergriffen zu sein und vermag es fraglos, Hörer zu ergreifen, die seine Stimme mögen. Die altehrwürdigen "torch songs" trägt er geradezu im Zeitlupentempo vor und schafft damit ungeheure Spannung. Er legt die Essenz jedes einzelnen von ihnen bloß, verleiht fragwürdigen, abgedroschenen Texten Glaubwürdigkeit. Ein großer Geschichtenerzähler ist Scott, und es gelingt ihm bei jedem Song das Wunder, uns glauben zu machen, wir hörten ihn zum ersten Mal. Sein Alter äußert sich nicht nur in der ein wenig tiefer gewordenen Stimme, sondern in der größeren Gefühlstiefe und Reife.
"Imagination", 1955 von Scott gesungen, war Kitsch. Der gleiche Song heute von ihm interpretiert, ist Kunst. Seine Sidemen, darunter der Bassist George Mraz und der Pianist Cyrus Chestnut, tragen zum Erfolg eines gelungenen Albums bei, das aber – wie etwa Oliven oder Kapern - nicht jedermanns Sache sein dürfte.
Marcus A. Woelfle, 06.07.2000
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