Nach seinen Dancefloor- und Remix-Experimenten kehrt der französische Trompeter zu einem "akustischen" Bandkonzept zurück, und landet damit einen großen Wurf. Denn natürlich klingt Smallbandjazz à la Truffaz nicht so, wie man sich so etwas gemeinhin vorstellt.
Der Gitarrist Manu Codija, ein Jugendfreund aus rockmusikalisch geprägten Anfängen, steuert unerwartete Sounds bei: von sparsam kommentierenden Einwürfen über rocklastige Improvisationen bis zu gewaltigen Sounderuptionen, die wie splitterndes Glas auf den Hörer einstürzen. Daneben gibt es Momente der Kontemplation in pastoral-balladesken Stimmungen, die wunderbarer transparent ausgehört sind, etwa in einem Duo von Truffaz mit dem Oud-Virtuosen Anouar Brahem.
Ein Track mit dem tunesischen Sänger Mounir Troudi entwickelt sich auf ganz unerwartete Weise, wie überhaupt das Überraschungsmoment auf dieser CD eine große Rolle spielt (keinesfalls den Hidden Track in Form einer gnadenlos zupackenden Instrumentalversion von Troudis Feature versäumen!).
Weiterhin lassen Drum’n’bass-Einflüsse grüßen. Phillipe Garcia spielt auf dem akustischen Drumset und gelegentlich auch E-Drums äußerst komplizierte Crossrhythms, wie sie sonst nur von Computern ausgeführt werden - mit der Dynamik und Offenheit eines guten Jazzschlagzeugers! Michel Benita bringt das Kunststück fertig, den Kontrabass damit zu verzahnen, und Erik Truffaz lässt alles organisch und zusammenhängend klingen. Eine Crossover-Platte von enormem Tiefgang.

Jürgen Schwab, 01.09.2007

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