Wer „Fast Mood“ mit „Fastfood“ verwechselt, der wird vom klingenden Beweis bald eines Besseren belehrt. Leicht verdauliche Kost ist es über weite Strecken nicht, was sich Martial Solal und Michel Portal im Duo zu sagen haben, nachdem sie jahrzehntelang aneinander vorbei den französischen Jazz um höchst Originelles bereichert haben. So unterschiedlich Originelles, das man vor dem Auflegen des Albums erst einmal zweifelt, ob sie überhaupt zusammenpassen.
Und doch: Solals komplexe, messerscharfe, mit analytischer Präzision abgefeuerten Klavierperkussionen und Portals emotionsgeladene Ausbrüche – wer kann schon auf Klarinette, Bassklarinette, Alt- und Sopransax so diszipliniert und musikalisch sinnvoll weinen, schreien, und lachen? – ergeben als Duo mehr als die Summe der Teile. Das Album besteht ausschließlich aus vertrackten Kompositionen beider Künstler, die ihnen keine andere Möglichkeit lassen als ohne Netz und doppelten Boden zu improvisieren, wirklich aufeinander zu hören ohne sich auf bekanntes Terrain zurückziehen zu können. Abgestürzt sind sie bei diesen Aufnahmen trotzdem nie – immerhin konnten sie vier Tage lang in einem Studio Tuchfühlung miteinander aufnehmen. Entstanden ist ein an Stimmungen reiches, abenteuerlich „komprovisiertes“ Album, dessen Programm man live erleben möchte.
Marcus A. Woelfle, 31.12.1999
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