Fangen Live-Aufnahmen den Charakter des Jazz besser ein als Studioaufnahmen? Bei „The Art Of Jazz" handelt es sich um einen Konzertmitschnitt vom Leverkusener Jazzfestival 1989, das mit Art Blakeys siebzigstem Geburtstag zusammenfiel. Der Ikone des Hardbop wurde durch ein einzigartiges Zusammentreffen berühmt gewordener Jazz Messenger gehuldigt: Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Jackie McLean, Benny Golson, Wayne Shorter, Walter Davis jr. und Buster Williams. Das Album, das eine der letzten Aufnahmen des nur ein Jahr später verstorbenen Schlagzeugers und Bandleaders ist, zeichnet sich aus durch die typischen Vor- und Nachteile eines Konzertmitschnitts: überlange Stücke, viele Soli (jeder muss drankommen!), wenig Arrangement, mäßige Aufnahmequalität — dafür enthusiastische Spielfreude, überschwengliche Stimmung und „Happening"-Charakter.
Neben einer guten Stunde Musik, die jedoch an die Originalaufnahmen der fünfziger und sechziger Jahre nicht herankommt, bietet die sehr schön und sorgfältig edierte CD auch ein knapp dreizehnminütiges Interview, das der Produzent Mike Hennessey bereits 1976 mit Art Blakey geführt hat — ein außerordentlich lebendiges Dokument, in dem sich Blakey äußert über seinen Lebenslauf, seine Karriere, seine Auffassung vom Schlagzeug, seine Jazz Messengers, seine zwölf natürlichen und adoptierten Kinder ... Für den Blakey-Sammler wird die CD dadurch zum doppelt reizvollen Objekt. Alle anderen müssen selbst beurteilen, ob die als Konzert zelebrierte Geburtstagsfeier eines Jazzgiganten eine auf Dauer hörenswerte Veranstaltung ist.

Claus Lochbihler, 01.09.2007

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