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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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After Hours

Lee Konitz

Go Jazz go 6056 2
(57 Min., 1/2000) 1 CD

Nun ist also auch die Cool-Jazz-Legende Lee Konitz auf Ben Sidrans Label Go Jazzl vertreten. Eine Spezialität von Go Jazz ist die Serie "After Hours". Sie dokumentiert echte After-hours-Sessions, jenes oft verklärte lockere Musizieren der Gastsolisten eines Clubs mit der lokalen Rhythmusgruppe nach der offiziellen Geschäftszeit, wenn sie aus schierer Freude am Spielen - oder einfach aus Scheu vor einer fremden Stadt - noch nicht zurück ins Hotel gehen wollen.
Go Jazz belauscht für seine Serie einen Club in St. Paul im fernen Minnesota, der von seinen Besitzern Billy Peterson und Kenny Horst auf den Namen "Artist Quarter" getauft wurde. Diese beiden sind nicht nur als Geschäftsleute, sondern auch als Bassist und Schlagzeuger ein kompetent eingespieltes Team und somit ihre eigene Rhythmusgruppe der Wahl. Der vierundsiebzigjährige Lee Konitz hat mit ihnen ein ausgedehntes Set von sehr offen gestalteten Standards interpretiert; und man merkt bei dieser Musik mit ihrer transparenten Gelassenheit und manchmal auch beschaulich übersichtlichen Phrasierung voller Dialogbereitschaft, dass der Gastsolist zunächst nichts von der Aufnahmebereitschaft der herumstehenden Mikros wusste.
Konitz' humorvoll trockene Spielereien mit den Strukturen der Standards, wobei er aus einem enzyklopädischen Wissen schöpfen kann, und die Einbindung seiner Partner war sicher im Club äußerst spannend. So spielt Kenny Horst ein Begleitschlagzeug, das vom jungen Tony Williams ebensoviel weiß, wie vom reifen Paul Motian und von Max Roachs Solo-Gestaltung. Und doch, es fehlte ihm zu dieser Stunde das entscheidende Push-and-Pull-Moment, das die "Time" zu zwingendem Puls werden lässt. Dafür wurde Billy Petersons Verliebtheit in Glissandi bei gewagter Doppelgriff-Technik sicher als zupackende Action erlebt - beim Nacherleben von der CD allerdings drängen sich die Intonationstrübungen in den Vordergrund.
So ist diese CD sicher kein Opus magnum von Lee Konitz, ein überzeugendes Zeugnis seiner Vitalität und abgeklärten Gewitztheit ist sie allemal.

Thomas Fitterling, 01.09.2007


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