Thinkin’? Singin’? Swingin’? Nein, es ist kein Druckfehler, sondern der Konitzsche Sprachwitz, der uns schon Titel wie „Subconscious-Lee“ oder seine Vorstellung als „Saxophonitz“ beschert hat. Und Konitz' „Witz“ spiegelt seine Musik auch dort, wo sie ganz und gar nicht witzig ist, wo der allen Klischees abholde Altist zu Wendungen findet, die ebenso naheliegend wie ungebräuchlich sind. Im Laufe der Jahre wurde sein einst quirliger Sound immer trüber, melancholischer, seine rasenden Läufe machen nun immer häufiger gleichmäßigen, ruhigen Achtelketten Platz, mit vielen Atempausen. Konitz ist heute eben neunundsechzig. Wirkte es noch vor ein paar Jahren manchmal so, als würde ihm die Luft ausgehen, klingt es nun nach Weisheit.
Kleinstbesetzungen waren stets Konitzens ideales Umfeld. Dieses Konzert aus dem vergangenen Jahr mit Musikern, mit denen er auch dieses Jahr tourt, war eine Sternstunde im Gedankenlesen. Drei Parzen könnten ihre Fäden nicht einträchtiger gesponnen und verteilt haben. Ach ja, was bedeutet nun „Thingin’“? Es basiert, als vielleicht originellste Version seit „Prince Albert“, auf den Changes von „All The Things You Are“.
Marcus A. Woelfle, 30.04.1996
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