Philology/Sunnymoon W 121.2
(79 Min., 2/1997) 1 CD
Hat der alternde Lee Konitz eine Art Torschlußpanik? Nahezu zeitgleich flattern aus allen Himmelsrichtungen Aufnahmen der Cool-Jazz-Ikone auf den Tisch, zum Beispiel “Dialogues” (Challenge), Enrico Pieranunzis “Ma l'amore no” (Soul Note) und (Schwamm drüber!) “Saxophone Dreams” (TMD).
Verve hat Konitz’ legendäres Trio-Album “Motion” von 1961 mit zweieinhalb Stunden unveröffentlichtem Material wiederaufgelegt, aber, oh Schreck, nur in einer weltweit limitierten Auflage von siebentausend Stück. Schon darauf findet sich ein nicht ganz gelungenes Experiment des Altisten: Er nahm im Overdub zwei Solostimmen zur Rhythmusgruppe auf, doch das klang eher nach gleichzeitigen Chorussen als nach Kontrapunktik.
Bei “Self Portrait”, Konitz’ zweitem Solo-Album - das erste war “Lone Lee” von 1974 - entstand durch überlegte und überlegene Ausnutzung des Verfahrens ein meditatives Hörabenteuer, das sich Konitz selbst zum siebzigsten Geburtstag geschenkt hat. Wir hören Konitz-Klassiker wie “Kary’s Trance” vierstimmig. Da wir aber nicht gleich mit dem Resultat konfrontiert werden, sondern zunächst die ein-, zwei- und dreistimmigen Versionen hören, können wir im Detail den Entstehungsprozess verfolgen. Das hat in der Tat etwas von einem Selbstporträt, das wir hintereinander als Skizze, präzise Zeichnung und angefangenes fertiges Gemälde sehen.
Bei “Subconscious Lee” bringt die zweite Stimme Cole Porters “What Is This Thing Called”, und erst bei der vierten Version hören wir darübergelagert Konitz’ “Subconsious Lee”, das damit als Akkord-Schema identisch aufgezeigt wird. Hörer, die jedoch nicht mit den zugrundeliegenden Harmonien der Jazz-Melodien vertraut sind, werden hier wohl nur ein undurchsichtiges, wenn auch ruhiges Stimmengewirr vernehmen. Daneben stehen Aufnahmen, in denen Lee Konitz’ trübes Alters-Alt solo zu hören ist. Schon vom Hören dieser elegischen Monologe wird einem ganz einsam ums Herz.
Marcus A. Woelfle, 31.03.1998
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