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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Ludwig van Beethoven

Sinfonien Nr. 1, 6 & 8

Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado

TDK/Naxos 10 5116 9 DV-BPAB168
(75 Min., 2/2001) 1 DVD, Format PAL, Region Code 0, Picture Format 16:9

Wann beginnt eigentlich die romantische Aufführungspraxis, die wir für romantisch im historischen Sinn halten? Gewiss, für Schumann war Beethoven der erste Romantiker, aber klang Beethovens Musik zur Zeit Schumanns und Mendelssohns annähernd so, wie sie auf der vorliegenden DVD bei den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Claudio Abbado (live in Rom, Februar 2001) klingt? Allein instrumentenbauliche Gegebenheiten lassen auf ein trockeneres, schärferes, weniger süffiges Erscheinungsbild schließen. Ohne unbedingt die historische Aufführungspraxis für Beethoven fordern oder befürworten zu wollen, muss man doch die Frage stellen dürfen, ob Beethovens Musik - übrigens ebenso wie diejenige von Mozart oder Haydn - nicht um die in ihr angelegte Schärfe und Prägnanz beschnitten wird, wenn man sie so lieblich und Legato-basiert darbietet.
Dabei kann man Abbado sicherlich nicht Undifferenziertheit vorwerfen, im Gegenteil: Seine Interpretation ist durchstrukturiert und akzentuiert, aber sie ist es auf eine allzu gefällige und klangsinnliche Weise. Man hört in diesem zweifellos verlockenden, bestrickenden Bad des Wohlklangs nicht das feuerköpfige Aufbegehren des ersten Freigeistes unter den Komponisten, der die Unterordnung unter die Modalitäten eines höfischen Amtes verweigert: Beethoven will und muss nicht gefallen. Man vergleiche Abbados Version der Ersten Sinfonie mit derjenigen von Seiji Ozawa und dem Saito-Kinen-Orchester (Philips): In dem keinesfalls schneller gespielten Kopfsatz herrscht bei Ozawa eine deutlich stärkere Beschränkung auf das Wesentliche vor; wo Abbado schwelgt (ohne dass seine relativ vagen Bewegungen das übrigens explizit zu fordern scheinen), da besticht Ozawa durch exaktes Nachzeichnen der Architektur ohne allzu viel Raum für Sentiment. Man mag dies für übermäßig sparsam halten, aber es fesselt. Ebenso begeisterte, um ein ganz anderes Beispiel zu nennen, Wilhelm Furtwängler 1952 mit den Wiener Philharmonikern in der 6. Sinfonie („Pastorale“) durch schlichten, bescheidenen Frohsinn (EMI), wo Abbado mittels zuckriger Intensität schwärmen zu müssen meint. Ist das „romantische“ Aufführungspraxis auf der Höhe der Zeit? Letztendlich eine Geschmacksfrage.

, 01.09.2007


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