Paul Motian verleiht dem Jazz am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts einen einmalig stimmigen Ausdruck. Gelassen macht er zusammen mit dem E-Bassisten Steve Swallow und dem Tenorsaxofonisten Chris Potter eine in jedem Augenblick faszinierende Musik. Dabei bezieht diese ihre ganz auf Weiträumigkeit angelegte Spannung aus dem konzentrierten und gar nicht hektischen Aufeinanderhören aller Beteiligten und wird so zu einer Erlebnismusik für den Zuhörer selber.
Drummer Paul Motian ist der Slow-Hand-Magier, der mit seiner ganz auf Transparenz reduzierten klangmelodisch fließenden Rhythmik als Katalysator und kommunizierender Moderator den Abläufen dient, die er als Komponist des Materials gestartet hat. Entweder wird das Trio durch den Bassisten Larry Grenadier erweitert und klingt dann in seiner zeitlosen, frei atmenden Synthese der jüngeren Jazzgeschichte eher Bebop-bezogen - oder der Pianist Masabumi Kikuchi kommt als vierter Mann dazu. Dann erinnert die Musik stark an eine spannungsvolle Version von Motians letzter CD “Tethered Moon”; faszinierend, wie sich die ungeheure, geradezu meditative Konzentration des Pianisten auf die Klavier-Klanglichkeiten mit der Vitalität des Saxofons auseinandersetzt.
In jedem Augenblick der hier festgehaltenen Musik vollzieht sich tatsächlich, was so gern als Jazzmythos beschworen wird: Improvisation ist hier spontane Komposition, ist gemeinsame Sinnstrukturentwicklung und nicht reihende virtuose Nummern-Parade.
Thomas Fitterling, 31.03.1999
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