home

N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Responsive image mb-5
Ludwig van Beethoven

Sinfonie Nr. 3

Ensemble 28, Daniel Grossmann

Neos PR/Naxos 90658
(43 Min., 10/2003) 1 CD

Es wäre eine tolle Quizfrage, so etwa bei 16.000 oder 32.000 Euro: Wie viele Musiker waren bei der Uraufführung der dritten Sinfonie, der so genannten "Sinfonia Eroica", von Ludwig van Beethoven im Palais Lobkowitz zu Wien anno 1804 zugegen? Waren es 70? 50? 40? 30? Oder noch weniger? Wohl die meisten Musikliebhaber würden mit ihrer Antwort haarscharf daneben tippen. Denn die Lösung lautet: Es waren noch weniger. Es waren exakt und nachweislich 28 Musiker, die unter der Leitung des Schöpfers höchstselbst das Es-Dur-Werk mit der Opuszahl 55 und dem von Beethoven eigenhändig verfügten programmatischen Untertitel "Per festegiare il sovvenire d´un gran uomo" aus der Taufe hoben und dem sichtlich irritierten Privatpublikum im Palais des Fürsten, der ein Mäzen und ein erheblicher Förderer Beethovens war, zu Gehör brachten. 28 Musiker. Vergleicht man diese Anzahl mit jener, die eine heutige Volkszählung auf den Konzertbühnen der Welt ergibt, so muss man sich unweigerlich fragen, welche klanglichen Unterschiede sich da auftun, und ob überhaupt die Intention des Werks erhalten geblieben ist.
Sie ist es, Gott sei Dank und zum Troste für alle Anhänger des üppigen Konzertsaal-Klangbildes. Allein, die Unterschiede zwischen der Wiedergabe durch ein vollbesetztes Sinfonieorchester und durch ein "authentisches" Ensemble sind dann doch frappierend – was in der vorliegenden Aufnahme mit dem "Ensemble 28" (auf historischen Instrumenten, versteht sich, und aufgenommen im Palais Lobkowitz) deutlich zutage tritt. Diese Unterschiede sind erklecklich, weil das Verhältnis zwischen Streichern und Bläsern in einem zeitgenössischen Klangkörper ein gänzlich anderes ist als in dem von Beethoven für Privataufführungen gewählten mächtigen Häuflein. Verkürzt gesagt: Es klingt alles ein bisschen schärfer in der kleinen Besetzung, schärfer und auch geschärfter, jedenfalls in den klanglichen Konfrontationen. Insbesondere die Einwürfe des Blechs (hier: zwei Trompeten, drei Hörner) schneiden wie ein Messer in die Butter (ein Rezensent der ersten öffentlichen Aufführung sprach recht zutreffend von "des Grellen und Bizarren allzuviel"); und das, wiewohl der Streicherklang in sich auch schon recht dornenreich ist und aufgeraut. Was nicht bedeutet, dass die kantablen Seiten der Sinfonie zu kurz kommen. Daniel Grossmann, der das "Ensemble 28" mit rhythmisch straffer Hand leitet, fügt sehr wohl die diversen melodischen Linien zu einem fortlaufenden Dialog zusammen. Womit ein wesentlicher Punkt in der Eroica erfüllt wäre. Die weiteren anstehenden Fragen über die richtige Besetzung einer Sinfonie sind ohnehin beantwortet. Sie bleiben Geschmackssache.

Jürgen Otten, 01.09.2007


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


CD zum Sonntag

Ihre Wochenempfehlung der RONDO-Redaktion

Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.

Der Komponist Giacomo Orefice (1865–1922) wuchs in einer jüdischen Familie im norditalienischen Vicenza auf und ist vor allem für sein Opernschaffen bekannt. Auch als Pädagoge macht er sich einen Namen, sein berühmtester Schüler war der Filmkomponist Nino Rota. Orefices bekanntestes Musiktheaterwerk ist „Chopin“, für das er die Klavierwerke des polnischen Komponisten orchestrierte. Seine eigene Klaviermusik umfasst überwiegend romantische Charakterstücke, die von Gedichten, […] mehr


Abo

Top