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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Esa-Pekka Salonen

Foreign Bodies, Wing On Wing, Insomnia

Anu Komsi, Piia Komsi, Finnisches Radio-Sinfonieorchester, Esa-Pekka Salonen

DG/Universal 477 5375
(67 Min., 9/2004) 1 CD

Als Chef-Dirigent des Los Angeles Philharmonic Orchestra ist er in seinem Umgang mit dem 20. Jahrhundert genauso unerbittlich wie als Komponist. Obwohl Esa-Pekka Salonen Kollegen wie Pierre Boulez und Luciano Berio sehr schätzt, kommt bei ihm nichts aufs Pult bzw. auf die leere Partiturseite, was nach hermetischer Tüftelei riechen könnte. Daher setzt sich Salonen lieber für Witold Lutoslawski und György Ligeti ein, während sein Kompositionsherz für die postromantisch-europäische Moderne schlägt. Drei seiner jüngeren Werke hat Salonen nun mit genau jenem Orchester eingespielt, bei dem er 1979 sein Debüt als Dirigent gegeben hatte. Und obwohl das Finnische Radio-Symphonieorchester nicht die weltweite Popularität des Los Angeles Philharmonic Orchestra besitzt, brauchen sich die Nordlichter nicht hinter den virtuosen Inszenierungskünsten der Südkalifornier zu verstecken. Gerade in dem Orchesterstück "Insomnia" kommen nun die maschinenartigen Druckwellen genauso wie geschmiert daher, wie die dämonischen Klangfarbenkombinationen und archetypischen Impulse konditionsstark durchgehalten werden.
So kollisionsfreudig Salonen hier mit den Finnen auf Kurs geht und dabei durchaus Ravels "La Valse"-Narkotikum im Auge gehabt haben mag, so gerät das dreiteilige "Foreign Bodies" zu einer dauertaumelnden Geisterbeschwörung. Strawinsky und Leonard Bernstein werden im Dauerfortissimo miteinander zusammengeschmiedet, tauchen zwischendurch Mahler'sche Nachtschattengewächse und wild impressionistische Stimmungsschwankungen auf. "Wing on Wing" hingegen, das Salonen 2004 zur Eröffnung der Disney-Hall beisteuerte und in dem Architekt Frank O. Gehry per elektronischer Zuspielung auftritt, ist ein unheimliches Klangamalgam aus minimalistischen Zerklüftungen und opulenter Gereiztheit. Auf Insider-Festivals für Neue Musik à la Donaueschingen würde Salonen zwar damit durchfallen. Doch wer wie Salonen die gemäßigte Moderne auf hohem Niveau so breitenwirksam auskostet, dem kann das nun wirklich ziemlich gleich sein.

Guido Fischer, 01.09.2007


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