Sony SK 62928
(61 Min., 11/1996) 1 CD
An der Schwelle vom Mittelalter zur Renaissance war Matheus de Perusio ein Einzelgänger, der die kompositorische Entwicklung seiner Zeitgenossen sehr genau zur Kenntnis nahm, ihre Extravaganzen aber nicht mitmachte, um sich andererseits in harmonischer Hinsicht einige bizarre Kunstgriffe vorzubehalten. Sein Gesamtwerk – oder das, was davon erhalten blieb – ist nicht sehr umfangreich; dennoch weist es eine erstaunliche stilistische Bandbreite auf, die Paul Van Nevel und sein Huelgas-Ensemble in einer rundum gelungenen Einspielung vorführen.
Der Gesamteindruck ist geprägt vom klaren, geschmeidigen Gesang des Ensembles, in den sich einige Blas- und Streichinstrumente nahtlos einfügen. Van Nevel zeichnet ein überzeugendes Bild von der hohen, bisweilen kühnen Kunstfertigkeit, mit der man zu Beginn des 15. Jahrhunderts in neue Dimensionen vorzustoßen trachtete, und zieht damit Parallelen zur Malerei jener Epoche.
Die Musik erscheint hier nicht als primitive Vorstufe späterer Stilarten, sondern als in sich stimmige und reife Ausdrucksform. Und da die Interpreten nicht der Versuchung erliegen, das Klangbild exotisch aufzupeppen, findet der Hörer in dieser Aufnahme einen ebenso leichten wie attraktiven Zugang zu einem durchaus kennenswerten Komponisten.
Theodor Schliehen, 01.09.2007
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