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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Eduard Erdmann

Sinfonien Nr. 1 und 2, Rondo

Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Israel Yinon

Koch-Schwann 0 99923 65722 4
(62 Min., 12/1996, 4/1997) 1 CD

Er hatte große Lehrer - Artur Schnabel unterrichtete ihn im Klavierspiel, Heinz Tiessen in der Komposition. Und er wurde bald selbst eine Berühmtheit: Eduard Erdmann setzte sich als Pianist in der Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Beginn der Nazizeit unermüdlich für die moderne Musik ein - besonders die Werke der Schönberg-Schule; später verlegte er sich dann auf die Klassiker. Und auch als Komponist leistete Erdmann Profundes, schrieb vor allem Orchestermusik und erfreute sich hoher Wertschätzung durch die Großen seiner Zeit. Heute hingegen ist der 1958 gestorbene Erdmann so gut wie vergessen - höchstens, dass man sich verschiedentlich noch seiner Pionierdienste für Schubert entsinnt, dessen Klaviermusik Erdmann in Zeiten, als sie noch nicht so anerkannt war wie heute, immer wieder aufs Programm setzte.
Die Werke auf dieser CD zeigen einen hochbegabten jungen Mann auf der Suche nach sich selbst: Das Rondo zeigt sich, bei aller individuellen Prägung vor allem der Instrumenation und der kontrastreichen formalen Anlage, noch sehr von Strauss beindruckt. In gewissem Maße gilt das auch für Erdmanns 1919 vollendeten sinfonischen Erstling - ein typisches Werk der Zeit in seiner vom Grundcharakter her noch gerade eben spätromantischen Tonsprache, deren ausufernde Harmonik sich jedoch auf Grenzen zubewegt, die nicht mehr lange standhalten können. Trotzdem beeindruckt Erdmanns ökonomische Handhabung seiner Motive und das enorme konrapunktische Können.
Die Zweite Sinfonie von 1924 ist nun keinen Vorbildern mehr verpflichtet, auch nicht aus der damaligen Avantgarde, und betritt ein nicht leicht zu überblickendes musikalisches Niemannsland, das in seinen besonders kargen und unwirtlichen Gegenden besonders fasziniert: Es gibt Stellen in dieser Musik, die wirken starr, unheimlich, wie versteinert. Außerdem bietet Erdmann auch hier wieder viel meisterliche Kontrapunktik, letztlich vielleicht jedoch zu wenig prägnante Themen, um mit einer ganz und gar ausgeprägten Individualität zu beeindrucken. Dennoch macht diese Einspielung neugierig auf weitere Werke von Erdmann und zeigt wieder einmal, wie viele lohnenswerte und heute vernachlässigte Musik in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geschrieben wurde.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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