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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Antonio Caldara

Missa Dolorosa, Stabat Mater

Aura Musicale, Chor des Radios der italienischen Schweiz, René Clemencic

Naxos 8.554715
(63 Min., 1997) 1 CD

Der Name des italienischen Komponisten Antonio Caldara begegnet dem heutigen Hörer klassischer Musik - sofern er sich nicht speziell für Alte Musik interessiert - höchstens in zweifelhaften Sammlungen so genannter "Altitalienischer Arien". Der weitaus größte Teil seines umfangreichen Schaffens ist jedoch der Vergessenheit anheim gefallen. Zu Lebzeiten hingegen war der Zeitgenosse Bachs, Händels und Telemanns eine weithin bekannte Koryphäe, und spätestens seit Beginn seiner Tätigkeit bei der Wiener Hofkapelle Karls VI. übte er großen Einfluss auch auf deutsche Komponisten aus. Zwar war er in Wien Vizekapellmeister an der Seite Johann Joseph Fuxens, aber sein deutlich höheres Gehalt und viele zusätzliche Sondervergütungen weisen den Lieblingskomponisten des Kaisers als "graue Eminenz" im dortigen Musikleben aus.
Zwei seiner opulenten kirchenmusikalischen Kompositionen sind auf dieser CD enthalten, ergänzt durch zwei Oratorien-Sinfonien. Letztere wurden von unbekannter Hand musikalisch erweitert und so für die separate Aufführung abgerundet. Sie geben dem auf Originalinstrumenten musizierenden Budapester Ensemble "Aura Musicale" Gelegenheit, seine Beherrschung der barocken Tonsprache zu demonstrieren: So plastisch und einfühlsam dargeboten, können die kurzen Stücke ihren musikalischen Reichtum auf optimale Weise offenbaren.
Das "Stabat Mater" und die "Missa Dolorosa" sind umfangreiche liturgische Werke, die den ganzen Reichtum der Tonsprache Caldaras enthalten. Beide sind für vierstimmigen Chor, Solistenquartett und aus Streichern und Bläsern bestehendes Orchester geschrieben. Bündige, oft der Homofonie zuneigende Tuttipartien alternieren mit ariosen Abschnitten für einen oder mehrere Gesangssolisten, meistens unter Mitwirkung eines obligaten Instruments. Caldara erreicht auf diese Weise große musikalische Vielfalt und gewinnt gleichzeitig die Möglichkeit zu reichhaltiger Ausgestaltung des Textes im Sinne der musikalischen Rhetorik des Barock.
Der Chor des Radios der italienischen Schweiz bildet nicht nur das vokale Tutti, aus seinen Reihen stammen auch die neun Gesangssolisten, die größtenteils von sehr guter Qualität sind. Hervorgehoben seien vor allem die Sopranistin Nadia Ragni, der Tenor Marco Beasley und der Bassist Furio Zanasi; unbefriedigend ist lediglich der Gesang des Altisten Fabian Schofrin, der mit dumpfem, abgedunkelten Klang aus dem Rahmen fällt. Im Gesamtklang des Chores stören bisweilen leichte Intonationstrübungen, der Gesamtduktus weist die Sänger jedoch als für Alte Musik hervorragend qualifiziert aus. Mit einem neidischen Blick auf die Schweiz muss erwähnt werden, dass ein Spezialensemble dieser Art der eingerosteten deutschen Rundfunklandschaft sehr gut tun würde.

Michael Wersin, 01.09.2007


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