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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Luigi Cherubini

Requiem c-Moll für Chor und Orchester (1816), Marche funèbre

Chor der Oper Zürich, Orchester der Oper Zürich, Diego Fasolis

Naxos 8.554749
(55 Min., 4/1996) 1 CD

Wer ist wohl der Geistliche, der dem Betrachter so streng vom CD-Cover entgegenblickt? Doch nicht etwa der Erzbischof von Paris, der 1834 eine eher negative Rolle in der Geschichte von Cherubinis Requiem c-Moll spielte? Der Bischof hatte gegen die Mitwirkung von Frauenstimmen in diesem Werk Einspruch erhoben und ein rein männliches Requiem gefordert. Immerhin verdanken wir ihm, dass Cherubini noch eine zweite Totenmesse (für Männerchor) komponierte, doch die ist auf dieser CD nicht vertreten, und so wäre die Abbildung des Kirchenmannes fehl am Platze. Wie dem auch sei: Das Beiheft gibt keine Auskunft darüber, wessen Porträt das Cover ziert. Cherubini ist es jedenfalls nicht.
Dabei zeigt sich der Komponist, der in Paris vor allem mit Opern Triumphe feierte, durchaus als tiefkatholisch im Geiste: Seine blockhaften Deklamationen des Requiem-Textes lassen nicht die geringsten Anklänge an Weltlich-Opernhaftes aufkommen, dem bekanntlich Mozart und Verdi in ihren Totenmessen zumindest in Ansätzen frönten. Cherubinis Requiem, das auf Solostimmen voll und ganz verzichtet, ist Staatsmusik der Empirezeit: Es sollte 1816 an den von Revolutionären hingerichteten König Ludwig XVI. erinnern. Dass der Erzrevolutionär Beethoven gut zehn Jahre später ebenfalls damit geehrt wurde, ist Ironie der Geschichte.
Man hört der Einspielung an, wie schwer es ist, diesem Koloss von Messe gerecht zu werden. Die weihevollen Anschübe ziehen spannungslos vorüber - nur an einigen Stellen von dichten Allegro-Fugen unterbrochen, die das steinerne Toten-Mahnmal dann doch ein wenig in Bewegung bringen. Klanglich ist die Einspielung makellos, aber vielleicht muss man das Werk, das sich zwischen Mozart und Berlioz eingliedert, doch in der Kirche erleben. Da nützt auch der effektvolle Trauermarsch am Anfang nichts, in dem Cherubini effektvoll den Gong knallen lässt.

Oliver Buslau, 01.09.2007


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