Bekanntlich ist das Cembalo ein Zupfinstrument. Entsprechend schwer fällt es, seinen Klang (wie es das Musikideal des Barock eigentlich erforderte) dem menschlichen Gesang anzunähern. Ein möglicher Weg ist die Ausschmückung der Melodie durch Verzierungen: Trillerchen hier und Schleiferchen da erwecken die Illusion eines lückenlosen Fortschreitens der musikalischen Bewegung. Ein Meister dieser Auszierungskunst war der Franzose Jean-Henry d'Anglebert. Christophe Rousset hat das gesamte Werk dieses Zeitgenossen von Louis Couperin eingespielt, dessen Bedeutung für die Geschichte des französischen Barocks bislang wohl nur den Eingeweihten geläufig war.
Neben der Sanglichkeit seiner Melodien (nicht umsonst verstand er sich gut mit Lully) ist d'Angleberts Musik von größerem Formenreichtum als bei manchem Zeitgenossen: Neben den traditionellen Tanzsätzen finden sich wuchtige Passacaillen und Chaconnes, filigrane Ouvertüren sowie Charakterstücke, wie sie später bei Rameau populär werden sollten. Christophe Roussets Spiel nimmt durch seine klassizistische Kühle für sich ein.
Stefan Heßbrüggen, 03.08.2000
Diese CD können Sie kaufen bei:
Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen
Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.