Teldec New Line/Warner Classics 8573-81830-2
(56 Min., 5/2000) 1 CD
Auch Sie werden sie kennen: diese Momente, in denen man sich verwundert die Augen reibt, in denen einem das "Wo bin ich?" auf der Zunge liegt. Etwas ist geschehen, was man nicht glauben kann, ein Einbruch des (scheinbar) Irrealen in die Wirklichkeit. Solche Situationen gibt es in Märchen - bei Alice im Wunderland und auch bei der Gold- und der Pechmarie, nachdem sie in den Brunnen gefallen sind.
Und solche Augenblicke scheint auch der Komponist Christopher Rouse zu kennen - und zu lieben. Das muss man jedenfalls denken, wenn man das Concert de Gaudí des 1949 geborenen Amerikaners hört: Da ist das spanische Element (vor allem im Solopart der Gitarre) zwar präsent, doch lassen die auffallend Glissando-reichen Aktionen des Orchesters das Spanische gleichsam abrutschen in die Sphäre eines Fantastischen, in der nichts mehr wirklich greifbar erscheint. Auch wegen der träumerischen Ruhe seines langsamen Satzes muss man Rouses Hommage an den eigenwilligen spanischen Architekten Gaudí mögen.
Die womöglich noch tiefgründigere Bereicherung des Gitarren-Repertoires, die Sharon Isbin und das von Muhai Tang geleitete Gulbenkian-Orchester hier vorstellen, ist indes das Konzert des chinesischen Komponisten Tan Dun (Jahrgang 1957). Das nämlich führt auf faszinierende Weise chinesische und europäische, im Falle der Gitarre natürlich besondere spanische Gedanken, Komponier- und Musiziertraditionen zusammen. Das Stück mit dem Untertitel "Yi²" gibt sich der Erinnerung an das chinesische Lauteninstrument Pipa hin und fordert der Gitarristin entsprechend ausgefallene Klänge und Spieltechniken ab; dabei verschränken sich asiatisches Zeitdenken und europäische Affekt-Dramaturgie in einer berührenden und inspirierenden Weise. Vor Unerwartetem kann man da nie sicher sein - und Sharon Isbin spielt hinreißend und hingebungsvoll.
Susanne Benda, 17.05.2001
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