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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Olga Neuwirth

Lost Highway

Vincent Crowly, David Moss, Jodi Melnick, Lukas Rössner, Kai Wessel u.a., Klangforum Wien, Johannes Kalitzke

KAIROS/harmonia mundi 0012542KAI
(2003, 2006) 2 CDs, SACD

In ihrem zweiten Musiktheater vertraut die 1968 in Graz geborene Komponistin Olga Neuwirth einmal mehr der versierten Feder ihrer mittlerweile mit dem Nobelpreis geadelten Freundin Elfriede Jelinek. Deren Adaption von David Lynchs düsterem Thriller "Lost Highway" hat vor allem eines zu leisten: einen befriedigenden Medientransfer von der Leinwand zur Bühne. Wer, wie der Rezensent, statt der szenischen Realisierung allein die vorliegende Audiofassung erlebt, dem muss zwangsläufig einiges entgehen – und zwar weniger Neuwirths "dreidimensionale Klangprojektionen", die dank SACD-Technik auf dem Tonträger einigermaßen genau konserviert sind, sondern eben die szenische Gesamtanlage mit ihren obligaten Videoeinspielungen. Die Tonspur des 2003 uraufgeführten Anderthalbstünders macht freilich nicht allzu neugierig aufs vermeintliche Gesamtkunstwerk. Denn zum einen funktioniert die rein musikalische Ebene recht gut im Sinne eines Hörspiels oder eben auch Hörfilms, zum anderen ist aber bereits die Musik mit so vielen Gimmicks aufgeladen, dass man die Hoffnung, noch mehr Technik würde der Kunst weiter helfen, kaum noch hegen mag. Wie schon im Opernerstling "Bählamms Fest" und in anderen Werken Neuwirths wird die durchaus vorhandene Suggestivkraft der kleingliedrigen und kontrastgeladenen Partitur vom ernüchternden Eindruck überlagert, dass die Flut der Mittel und Medien die kompositorische Konzentration erheblich schwächt. Allzu viel wirkt aufklebt, statt durchgearbeitet. Ohne wirklich zwingenden gestalterischen Zugriff aber degradiert der Klang des "Lost Highway" sehr bald zum bloßen Sound und seine innere Szenerie zur Surroundkulisse, die ihren Inhalt mehr behauptet denn tatsächlich ausweist. Immerhin: Die Produktion an sich ist einwandfrei. Das analoge Klangforum Wien und das gut besetzte Vokalensemble mengen sich unter der Leitung von Johannes Kalitzke anstandslos unter die allgegenwärtige digitale HighTech.

Raoul Mörchen, 01.09.2007


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