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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



Mascagnis "Cavalleria Rusticana", jenes legendäre Urerlebnis des Verismo, als Live-Mitschnitt aus Den Haag vom 7. November 1938 unter Leitung des Komponisten – ein Dokument, das bisher nicht leicht zu bekommen war, im Gegensatz zur bekannteren 1940er Version unter Mascagni mit Benjamino Gigli. Mascagni war mit der "Cavalleria" 1890 im Alter von erst 27 Jahren schlagartig bekannt geworden, und er zehrte lange von diesem Ruhm, ohne jemals wieder so einen gewaltigen Erfolg verzeichnen zu können. Sein letzter Lebensabschnitt war zudem geprägt von seiner bedauerlichen Hinwendung zum Mussolini-Regime. Der hohe Wert der vorliegenden Aufnahme liegt jedoch nicht nur in Mascagnis brillanter dirigentischer Leistung, sondern auch in der überwältigenden Präsenz der einstmals gefeierten, hier 31-jährigen Santuzza-Darstellerin Lina Bruna Rasa: Zum Zeitpunkt dieser Aufführung, deren Zustandekommen mit ihr bis zur letzten Minute ungewiss war, hatte die geistige Erkrankung, die drei Jahre zuvor durch den Tod ihrer Mutter ausgelöst worden war, schon ihren Lauf genommen und führte zu häufigen Unterbrechungen ihrer künstlerischen Tätigkeit. Wenige Jahre später wurde sie in eine Anstalt eingewiesen, die sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1984 (!) kaum jemals wieder verlassen hat. Ein trauriger Comeback-Versuch in den 40er Jahren rührte ihren Verehrer Arturo Toscanini zu Tränen. Lina Bruna Rasas Stimme weist tatsächlich außerordentliche Qualitäten auf; noch bewegender ist jedoch die rückhaltlose Intensität, mit der sie sich ihrer Rolle widmet: Leidenschaftliche Eifersucht und tiefste Verzweiflung waren Emotionen, deren musikalische Umsetzung sie mit höchster Ausdruckskraft zu leisten vermochte. An ihrer Seite überzeugen Antonio Melandri (Turridu), der allerdings in der zweiten Hälfte ein wenig larmoyant wird, und vor allem Afro Poli (Alfio). Die Tonqualität der Aufnahme kann als recht gut bezeichnet werden; die im zweiten Teil häufiger werdenden Störgeräusche nimmt der gefesselte Hörer ebenso in Kauf wie die lästigen Einwürfe des Souffleurs vor jeder neuen Phrase.

Michael Wersin, 01.09.2007


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