Hyperion/Koch CDA 67221/4
(1/1996, 8/1996, 4/1997, 4/1998) 4 CDs
Während pianistische Eintagsfliegen wie Wibi Soerjadi oder ein so lausiger Jazzer wie Jean-Yves Thibaudet mit “Echo”-Preisen gekürt werden, geht der wahre Virtuose unseres Zeitalters unbeirrt seinen Weg: Jetzt hat Marc-André Hamelin seiner eindrucksvollen Diskografie einen weiteren Meilenstein hinzugefügt und das lange Zeit verschmähte Sonatenwerk des bedeutenden russischen Spätromantikers Nikolai Medtner (geb.1880), der 1951 vergessen im britischen Exil starb, eindrucksvoll wiederbelebt.
Medtner, der von allen russischen Klavierkomponisten das umfänglichste und abwechslungsreichste Sonaten-Werk hinterließ, stand sein Leben lang im Schatten Rachmaninows und Skrjabins, obwohl er sich stilistisch deutlich von beiden abhob und einen eigenen, stark von der deutschen Tradition, also von Beethoven und Brahms, inspirierten Weg einschlug, was ihm freilich bald den Ruf des rückwärtsgewandten, stur an der Tonalität festhaltenden “Akademisten” einbrachte.
Dass er trotzdem zu den erfindungsreichsten und handwerklich anspruchsvollsten Schöpfern der Klaviermusik zählte, belegt Hamelins pianistisch perfekte und musikalisch hochintelligente Einspielung in faszinierender, stets spannender Weise, trotz des viereinhalb Stunden währenden Programms: Wir erleben eine wundersame, gedanklich dichte, in den schönsten Farben leuchtende Entdeckungsreise in unbekannte Regionen des romantischen Klavierkosmos, und wir staunen, was die schon damals totgesagte Tonalität an Reichtum noch bereithielt, wenn sie durch ein Genie wie Medtner wirken konnte (auch hier scheint der einseitig an der Schönberg-Schule ausgerichtete Fortschritts-Begriff revidierungsbedürftig.) Hamelin unterstreicht dies durch eine in jeder Hinsicht vorbildliche Edition.
Attila Csampai, 30.06.1998
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