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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Eine solide, ja streckenweise auch eine mitreißende historische Einspielung von Umberto Giordanos berühmter Revolutionsoper. Beniamino Gigli in der Titelpartie, mit 51 Jahren nicht mehr ganz im Vollbesitz seiner Kräfte, überzeugt nicht so sehr im ersten Akt, wo er die spektakuläre Arie "Un dì all’azzurro spazio" zu bewältigen hat: In der Rolle eines jungen, leidenschaftlichen Poeten dürfte er sein glühendes Bekenntnis zur Liebe als allem Geschaffenen gleichermaßen innewohnender göttlicher Gabe unprätentiöser vortragen; statt dessen flüchtet er sich in betulich abgedunkelte Vokale in der Tiefe und possenhaftes Ansingen der Spitzentöne. Es mangelt ein wenig an Unmittelbarkeit, an unverbraucht-direktem Aufgehen in der vorgetragenen Sache selbst. Besser gelingt ihm dies im zweiten Akt, namentlich in der Liebesszene mit Maddalena: Die überzeugende Vertrautheit, die hier zwischen Gigli und Maria Caniglia entsteht, beruht nicht zuletzt sicher auf den zahllosen Auftritten, die sie gemeinsam absolviert haben. Caniglia, damals 35, befindet sich hier auf der Höhe ihrer stimmlichen Fähigkeiten und bringt es in ihrer Arie "Eravate possente" zu beeindruckender atmosphärischer Dichte, u. a. auf der Basis von ätherisch-irisierender Stimmgebung.
Weitere große Namen bevölkern den Rest der Besetzungsliste: Als Gérard ist Gino Bechi zu hören, dessen Darstellung des rebellierenden Hausdieners und späteren Funktionärs der Revolution insgesamt durchaus als gelungen bezeichnet werden kann, wenn auch seine sehr auf Brustresonanz und große Offenheit abgestimmte Technik immer wieder den prononcierten sprachlichen Zugriff und damit die Prägnanz auch im Ausdruck vermissen lässt; Mario Sereni hat dies später in Santinis Einspielung deutlich besser verwirklicht. In kleineren Rollen treten ferner Giuseppe Taddei, Giulietta Simionato und Italo Tajo in Erscheinung. Ersterer fasziniert als Fléville durch die Schönheit und Weichheit seiner Stimme, intoniert aber bedauerlicherweise ein wenig zu tief.

Michael Wersin, 01.09.2007


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