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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



"Vater, Mutter, Schwestern, Brüder hab ich auf der Welt nicht mehr" - es ist die Rührseligkeit eines eher biedermeierlichen Publikums, mit der eine Oper wie Albert Lortzings "Undine" (uraufgeführt 1845) rechnet. Allerdings handelt es sich im Rahmen dieses Genres um meisterlich gemachte Unterhaltung, angereichert mit ein wenig Moral, die über die Aufführung hinaus ihre Wirkung entfalten soll: Die Hoffart der eingebildeten Bertalda führt ebenso zum Fall wie die Untreue des Ritters Hugo, der seine aus dem Reich der Wassergeister stammende Frau Undine Bertaldas wegen verstößt (freilich muss er nicht, wie in Friedrich de la Motte-Fouqués literarischem Vorbild, sterben, sondern darf als Wassergeist mit Undine weiterleben - auch dies wohl ein eher zweifelhaftes Vergnügen). Kurzum: Man hat es in Lortzings Version - er schrieb auch das Textbuch selbst - mit einer in punkto romantischer Tiefgründigkeit stark abgespeckten Version zu tun, die zudem durch das hinzugefügte Buffo-Paar Hans/Veit eine gutmütig-behagliche Komponente erhält.
Carl-Alexander Häfner - er ist das eigentliche Geheimnis dieser Einspielung, denn zu ihm fanden die Herausgeber der Aufnahme so gut wie keine biografischen Daten - produzierte die "Undine" im Jahre 1951 für den Hessischen Rundfunk in Frankfurt. Sein Sängerensemble war größtenteils von höchster Qualität: Die junge Christa Ludwig beeindruckt als Bertalda im Sopranfach mit ihrer damals völlig unverbrauchten Stimme, deren Timbre noch nicht wie später jenen wattig-gedeckten Klang hatte. Der früh verstorbene Heldenbariton Ferdinand Frantz gestaltet mit seinem verschwenderisch fülligen Material überzeugend den Wassergeisterfürsten Kühleborn. Willy Hofmann und Sanders Schier machen die launigen Dialoge von Veit und Hans zum Erlebnis, und Karl Friedrich gibt einen brillanten Ritter Hugo. Allein Trude Eipperle in der Titelpartie vermag heutige Ohren nicht mehr so zu erfreuen, denn ihr betulicher, etwas schwerfälliger Gesang doppelt die entsprechenden Tendenzen des Stücks und mindert dadurch die Glaubwürdigkeit der Undine beträchtlich.

Michael Wersin, 01.09.2007


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