Nachgemachte Klassik geht immer. Mancher mag sich noch an jenen Skandal vor ein paar Jahren erinnern, als ein Blockflötenprofessor aus Münster angeblich verschollene Haydn-Sonaten entdeckt haben wollte. Er foppte die versammelte Fachwelt, bis musikwissenschaftlicher Sachverstand und hartnäckige Journalisten die Stücke als Machwerk aus der Feder des “Entdeckers” entlarvten.
Würde jemand Johann Nepomuk Hummels fis-Moll-Sonate op. 81 im Blindtest vorgesetzt bekommen, er müsste vielleicht auf ein unentdecktes Frühwerk Carl Maria von Webers tippen, während die Rokoko-Verspieltheit der frühen Es-Dur-Sonate op. 13 schon schwieriger zu verorten ist: Zu Haydn fehlt die letzte Portion Witz, Mozarts Dur-Klaviersonaten sind entweder orchestraler oder kammermusikalischer angelegt. Hier hingegen komponierte ein Tastenvirtuose, als welcher Hummel von seinen Zeitgenossen auch vor allem geschätzt wurde.
Die koreanische Pianistin Hae-won Chang kann mit entsprechend flinken Fingern und darüber hinaus mit sanglichem Spiel aufwarten. Etwas mehr Mut zum künstlerischen Risiko hätte Hummel indes wenigstens zum mittelgroßen Kleinmeister adeln können. Dass der Griff zu Beethovenschen Sternen im op. 20 scheitert, ist hier in unerbittlicher Klarheit zu hören. Dass der ungarische Einschlag des späten Finales von op. 81 von musikantischer Ausdruckskraft zeugt, kommt in ihrer Deutung dann doch zu kurz - insgesamt eine nur halb geglückte Ehrenrettung.
Stefan Heßbrüggen, 01.09.2007
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