Capriccio/Delta Music 67 078
(55 Min., 12/2002) 1 CD
Fast ein ganzes Jahrhundert hat der österreichische Komponist Ernst Krenek durchmessen; er lebte von 1900 bis 1991. Und wer die Mühe nicht scheut, seinen Lebensbericht "Im Atem der Zeit" durchzuschmökern, dem wird die Geschichte dieses Jahrhunderts in äußerst plastischen, wenngleich natürlich subjektiven (und bisweilen eitlen) Bildern sehr anschaulich präsentiert. So umfangreich die literarisch umgesetzten Erfahrungen Kreneks waren, so opulent ist sein Œuvre. Opern, sinfonische Werke, Kammermusik, Lied, Solo-Literatur, es gibt kaum ein Genre, in dem sich der Komponist nicht versuchte. Als einer der bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts gilt er gleichviel nicht unbedingt.
Warum dem so ist, warum also die Rezeption Recht behält, wenn sie Krenek den Zutritt zur Champions League verwehrt, das zeigt die vorliegende Aufnahme mit einem Querschnitt seiner Klavierwerke; die vom Pianisten Till Alexander Körber ausgewählte, die unterschiedlichen Phasen nachzeichnende Palette reicht von dem begabten Werk des Neunzehnjährigen, der verspielt-kecken "Sonatine" op.5 Nr.1, über ein Werk aus dem Jahre 1937 ("Zwölf Variationen in drei Sätzen" op. 79; nach Ansicht des Interpreten "ein Meilenstein der Klavierliteratur schlechthin") und das "Piano piece in eleven parts" von 1967, bis hin zu der einsätzigen Klaviersonate Nr. 7 op. 240, die Krenek im hohen Alter von 88 Jahren verfasste. Über bemühte formale Souveränität und einige lichte Momente reicht das Ganze kaum hinaus. All das wirkt doch seltsam hüftsteif, nicht genügend ausbalanciert, ja unausgegoren, verkrampft und ideenarm. Wer es dennoch hören will, braucht einen sehr langen Atem.
Jürgen Otten, 12.06.2004
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