Telarc/In-Akustik 80521
(67 Min., 10/1998) 1 CD
Wie extrem klang die Musik der Renaissance? Oder besser: Wie extrem wurde seinerzeit das empfunden, was wir jetzt für lineares Ebenmaß halten? Viele Aufnahmen der letzten Jahrzehnte vermittelten den Eindruck, dass die heute so gemäßigt wirkenden Gefühle in der Musik zumal des 16. Jahrhunderts einer deutlichen interpretatorischen Verstärkung und Verschärfung bedürfen, damit sie auch Zuhörer in unserer Zeit noch berühren können.
Diese Meinung teilen die Interpreten der CD mit dem schönen Titel "Renaissance Of The Spirit" ganz eindeutig nicht. Im Gegenteil: Rudolf Werthen als Dirigent des Orchesters I Fiamminghi und Erik van Nevel als Leiter des Vokalensembles Currende kultivieren mit spürbarer Liebe zum Objekt einen sehr weichen, fließenden, betont am (Zusammen-)Klang orientierten Musizierstil. Heraus kommt ein sehr ruhiger, gepflegter, unaufgeregter, also wirklich ein gemäßigter Lasso (und Dufay, Clemens non Papa, Ciconia u. a.). Mäßig ist der freilich nicht: Dafür sind die Interpretationen zu genau, zu schön, zu sinnlich und zu stark gedanklich durchstrukturiert.
Wer die Aufnahme nicht extrem genug findet, der muss sie natürlich nicht hören und schon gar nicht kaufen. Er wird sich allerdings um die durchaus faszinierende Erfahrung bringen, die ihm eine derartige ästhetische Haltung bereiten kann: die Erfahrung, wie spannend es sein kann, dem Unregelmäßigen im scheinbaren Gleichmaß und dem Detail im Ganzen zu begegnen.
Susanne Benda, 01.06.2000
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