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N° 1354
20. - 28.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 9

Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado

Deutsche Grammophon 471 032-2
(60 Min., 11/1996) 1 CD

Bruckner und die Wiener Philharmoniker: Da kann einfach nichts schieflaufen – zumindest nicht allzu viel. Selbst die nicht gerade von überdurchschnittlicher interpretatorischer Kompetenz geprägte Einspielung der Achten mit Pierre Boulez (siehe Rezension) wurde durch den leuchtenden Orchesterklang noch halbwegs gerettet. Und auch Claudio Abbado lassen die Wiener nicht im Stich. Dabei dürfte es sich wohl von selbst verstehen, dass Abbado zu dieser Musik Profunderes beizutragen hat als der bekennende Bruckner-Laie Boulez.
Abbado dirigiert eine entspannte, gleichmäßig atmende Interpretation der sperrigen Neunten, die bei tendenziell ruhigem Grundcharakter die Vielfalt der Motivik in der geforderten Transparenz offen legt und dabei wichtigen Mittelstimmen zu ihrem Recht verhilft. Das Scherzo hingegen kommt rasch, bissig, maschinenhaft, mit sehr schnellem, irrlichterndem Trio, und der Höhepunkt des Adagio wird mit Macht realisiert, ohne ins Brutale abzugleiten.
Bei der architektonischen Souveränität, die Abbado an den Tag legt, ist es umso bedauerlicher, dass er auf gewisse störende Konventionen vergangener Tage nicht verzichten mag, so etwa das Anziehen des Tempos vor Kulminationspunkten. Ebenso realisiert Abbado sein detailtreues Musizieren nicht auf allen Ebenen. Die Begleitfiguren der Bratschen im zweiten Thema des Adagio etwa, die der Musik erst ihren bitteren Beigeschmack verleihen, sind kaum zu hören. Das gleiche gilt für einige instrumentale Details im ersten Satz, etwa die gestopften Hörner.
Etwas mehr Konsequenz, und diese Einspielung hätte in der oberen Liga mitspielen können, die von so unterschiedlichen Deutungen wie denen von Celibidache (EMI), Wand (RCA, siehe Rezension) und – für die, die es besonders ruppig wünschen – Blomstedt (Decca, siehe Rezension) geprägt ist. So ist leider nur eine solide Interpretation eines extremen Werkes daraus geworden. Ob es wohl daran liegt, dass sich die Plattenfirma fast fünf Jahre bis zur Veröffentlichung dieser Live-Aufnahme Zeit ließ?

Thomas Schulz, 01.09.2007


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