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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Hier hat man das Gefühl, dass etwas zusammenwächst, was zusammengehört. Jedenfalls am Anfang, wenn sich zur Schalmeienmelodie aus Rossinis Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ plötzlich eine Jodlerin gesellt und damit das musikalische Alpenpanorama gewissermaßen komplettiert. Wenn dann der erste Titel - ein Ouvertüren-Medley - plötzlich auf „Carmen“ und Offenbachs „Orpheus“ umschwenkt, wird allerdings klar, dass es Mary Schneider nicht darum geht, alpenländische Traditionen zu verbreiten. Sie sieht das Jodeln als Kunstform für sich, und sie betrachtet die Welt der klassischen Melodien als unbeackertes Feld für ihr Gesangsfach.
Humorlose Klassikhörer werden entsetzt sein über diesen Frevel, der (wohl größere) Rest muss der jodelnden Australierin (!) mit deutschen Vorfahren zumindest eine unerhörte Stimmvirtuosität zugestehen. Wenn andere den Csardas von Monti als zirzensische Violin-Nummer missbrauchen, darf man das Stück auch jodeln, wenn andere Rossinis „Largo al Factotum“ dazu benutzen, um zu beweisen, dass singend jeden Zungenbrecher beherrschen, muss man auch einer Jodlerin zugestehen, sich dieses Stückes zu bemächtigen.
Auf dieser CD fehlen auch „echte“ Volksmusiktitel nicht: So zum Beispiel der allseits beliebte „Klarinettenmuckl“ in Jodelfassung. Man muss wahrscheinlich aus dem „neutralen“ Australien kommen, um eine solche Begegnung der Stile so überzeugend zu inszenieren, wie es hier Mary Schneider gelingt. Wann entdecken die klassischen Komponisten das Jodeln?

Oliver Buslau, 01.09.2007


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