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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Non Stop Travels With Michel Petrucciani, Trio Live In Stuttgart

Michel Petrucciani

Dreyfus Jazz/Soulfood FDM 46050369099
(118 Min.) 2 DVDs

Sein Leben war nur kurz. Michel Petrucciani, geboren am 28. Dezember 1962 in Orange und gestor-ben am 6. Januar 1999 in New York, wurde zwar nur etwas mehr als 36 Jahre alt. Den Jazzfans hat der kleinwüchsige Pianist jedoch die Erinnerung an Konzerte voll Esprit und Charme und virtuos ein-gespielte CDs hinterlassen. Das beim Festival "Jazzopen" in der Stuttgarter Liederhalle aufgezeichnete Triokonzert mit dem Bassisten Anthony Jackson und dem Schlagzeuger Steve Gadd ist kein besonde-res Highlight; es steht für die Festivalroutine des Pianisten. Dabei wurde der Schlagzeuger so stark nach vorn gemischt, dass seine ohnehin opulenten und kraftvollen Rhythmen Petruccianis Klavierklang zudecken. Der spielt zwar munter auf, hat aber bei Weitem nicht den differenzierten Anschlag wie auf seinen Platten. Virtuos laufen die Finger, und routiniert werden Höhepunkte herbeigeführt. Die aller-dings kostet das Trio nie aus, und da zudem Jacksons Elektrobass gleichmäßig und undifferenziert einherschreitet, gibt es kaum Abwechslung im Klangbild. Einzig in "Take the ‚A‘ Train" lohnt sich die Power der Partner, denn hier unterlegen Bass und Schlagzeug dem A-Train Energie und Assoziatio-nen an die Geräusche einer Dampflok und des Ratterns der Räder über die Schienennähte. Auch das Portrait durch Roger Willemsen hält nicht, was man sich erhoffen könnte. Petrucciani war zwar Haus-pianist der Talkshow des Journalisten. Dies führt keinesfalls zu Nähe, denn die einstündige Fernseh-sendung erzählt nur wenig über den Pianisten und seine Musik. Sie kratzt nur an der Oberfläche von Petruccianis Gedanken und ist manchmal eher eitle Selbstbespiegelung Willemsens als der Versuch, die Persönlichkeit Petruccianis auszuloten. So erfährt der Betrachter zwar Häppchen aus der Kindheit Petruccianis und von dessen Schwierigkeiten auf dem Weg zur Musik. Auch die für seine Karriere prägende Begegnung mit dem Saxofonisten Charles Lloyd wird angesprochen, nicht aber untersucht. Lieber zeigt Willemsen die eigens für die kurzen Beine Petruccianis angefertigten Pedalverlängerun-gen, der wiederum erzählt, dass er keinen Szenenapplaus möge: Banalitäten. Selbst die Aussage "Ich habe Angst vor dem Tod" nutzt Willemsen nicht, in dem vier Jahre vor Petruccianis Tod fertig gestell-ten Portrait die Persönlichkeit des Pianisten tiefer zu erschließen.

Werner Stiefele, 19.01.2008


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