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N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Frédéric Chopin

Klaviersonate Nr. 3, Nocturne Nr. 4, Scherzo Nr. 3 u.a.

Martha Argerich

EMI 5 56805 2
(52 Min., 6/1965) 1 CD, ADD

Diese CD ist eine Sensation: Vierunddreißig Jahre nach den Aufnahmesitzungen veröffentlicht die EMI erstmals das in Fachkreisen längst als Legende gepriesene Chopin-Recital, das die vierundzwanzigjährige Martha Argerich im Juni 1965, drei Monate nach dem sensationellen Gewinn des Warschauer Chopin-Wettbewerbs, in den Studios an der Londoner Abbey Road einspielte. Die damals als neuer Star der internationalen Klavierszene gehandelte junge Argentinierin hatte schon einige Jahre zuvor bei der Deutschen Grammophon einen Exklusivvertrag unterschrieben, weshalb die Grammophon die Veröffentlichung des Konkurrenzprodukts untersagte, da sie eigene Aufnahmen plante.
Man muss trotzdem der Ansicht des damaligen EMI-Produzenten Suvi Raj Grubb beipflichten, der jetzt rückblickend diesem frühen Londoner Chopin-Recital der Argerich den Vorzug gibt gegenüber den späteren Einspielungen derselben Werke bei der DG: Denn so wild, so herzzerreißend leidenschaftlich, so tollkühn-gefährlich und zugleich hochsensibel, gleichsam alles riskierend und alle Seelenenergie verausgabend, hat sie diese Stücke später nicht mehr gespielt: Die 1967 und 1974 entstandenen Grammophon-Aufnahmen - etwa der h-Moll-Sonate, der Mazurken op. 59 oder der As-Dur Polonaise, wirken vergleichsweise fast zivilisiert und trotz der vielleicht noch perfekteren Virtuosität deutlich kontrollierter, gestylter.
Das Faszinosum des Londoner Recitals rührt von dem immensen emotionalen Druck, den diese Klavierhexe, im Hochgefühl ihrer damaligen Triumphe, fast wie eine unbesiegbare Heldin, in Chopins stets heroischer Musik zu entfachen verstand und der noch heute den Zuhörer auf Anhieb überwältigt und unweigerlich in den Strudel ihres Empfindungsstroms zieht. Das eigentliche Seelenpotential dieser Musik kommt hier einmal zum Ausbruch, zur Explosion. Die “unter Blumen eingesenkten Kanonen” feuern. Ob As-Dur-Polonaise, cis-Moll-Scherzo oder der in einem Atemzug durchgespielte Schlusssatz der h-Moll-Sonate: Hier tönt die Revolution, der Aufruhr des Herzens.

Attila Csampai, 01.09.2007


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