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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Morton’s Food

Rabih Abou-Khalil

Enja/Soulfood 9462 2
(68 Min., 03/2003) 1 CD

Weil Morton die falsche Fußform hatte, wurde er vom rassistischen Mob verfolgt. Doch das vernichtet ihn nicht, denn nach seinem Tod durchquert er das Mittelmehr in alle Richtungen und hinterlässt seine Fußabdrücke an den Stränden des Kaspischen, des Ägäischen und manchmal auch des Adriatischen Meeres. Dies ist - stark gerafft - die Geschichte "Die Füße im Wasser", die Jean-Luis Yaïch eigens für Rabih Abou-Khalils Album “Morton’s Foot” schrieb. Das Gleichnis erschreckt - und am schlimmsten ist, dass keiner ausschließen kann, dass ein solcher, auf Fußformen basierender Rassismus, Realität wird. Insofern mahnt sie - und dies entspricht keinesfalls der Musik. Denn die macht Mut, zumal sich in ihr das friedlich-fruchtbare Zusammenspiel von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen spiegelt. Immerhin vereint sie Elemente aus dem gesamten Mittelmeerraum. So steuert Gavino Murgia sardischen Tiefst-Ton-Gesang bei, und Jarrod Cagwin schlägt, streicht und kratzt Rhythmen aus Afrika, Amerika und dem Orient aus Schlagzeug und Percussion. Von Gabriele Mirabassi stammen verschlungene, melodienreiche Klarinettenklänge mit mediterranem Einschlag, Michel Godard lässt die Töne lustvoll aus der Tuba springen und Luciano Biondini verzaubert durch sein tief in der italienischen Volksmusik verwurzeltes Akkordeon. Wie auf all seinen früheren Platten gelang es dem in München lebenden Libanesen Rabih Abou-Khalil auch diesmal, aus einer solchen Fülle von Elementen eine in sich schlüssige Weltmusik zu erzeugen, die all ihre Elemente ernst nimmt und das Beste aus den unterschiedlichen Regionen auf hohem Niveau vereinigt. Sein eigenes, lautenartiges, mit leicht schnarrendem Ton gespieltes Oud ist wunderbar in diesen klingenden Organismus integriert. Dabei verzichtet der Bandleader, sich über Gebühr in den Vordergrund zu drängen. Er hat die Stücke komponiert. Diese Synthese zu erschaffen, macht ihn weiterhin zu einem einzigartigen Musiker und seine Klangwelt zu einem Gegenmodell zu der Erzählung von den Füßen im Wasser.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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