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N° 1297
18. - 24.03.2023

nächste Aktualisierung
am 25.03.2023



Anton Bruckner

Messe Nr. 3 f-Moll

Margaret Price, Doris Soffel, Peter Straka, Matthias Hölle, Philharmonischer Chor München, Münchner Philharmoniker, Sergiu Celibidache

EMI 5 56702 2
(1990) DDD

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Anton Bruckner

Messe Nr. 3 f-Moll

Maria Stader, Claudia Hellmann, Ernst Haefliger, Kim Borg, Anton Nowakowski, Chor des BR, Symphonieorchester des BR, Eugen Jochum

DG 447 409-2
(1962) 2 CDs, ADD

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Anton Bruckner

Messe Nr. 3 f-Moll

Karita Mattila, Marjana Lipovšek, Thomas Moser, Kurt Moll, Chor des BR, Symphonieorchester des BR, Colin Davis

Philips 422 358-2
(1988) DDD

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Die letzte seiner drei großen Messen gab besonders viel Stoff ab für Bruckner-Zerrbilder und die Legende vom naiv-frommen Genie. Bruckner, der inzwischen seine beiden ersten Sinfonien vorgelegt hatte und als Organist und Kirchenkomponist bekannt war, begann das Werk in einem elenden psychischen und physischen Zustand. So legte er seine "Körper- und Seelenleiden ... mit dem Priester in die Opferschale und hob sie gen Himmel, seinem Gott zum Opfer; und Gott nahm das heilige Opfer seines treuen Dieners an: der Meister schrieb sich mit seiner Messe gesund". Gegenüber diesem 1949 verfassten Schmäh halten wir uns lieber an Bruckner selbst, der auf die Frage, warum er trotz der Einwände der Ärzte die Messe komponiert habe, antwortete: "I hab müß'n! Das Arbeiten hat ma besser than als das Faulenzen."
Etwas von diesem Realismus wünschte man sich auch im Rummel um Sergiu Celibidaches Bruckner-Exegese. "Wir singen in Sankt Florian! Eine höhere Ehre gibt's doch gar nicht!" Was Celibidache ehrfürchtig-drohend seinen Frauen und Mannen vor den Aufführungen über dem Grabe Bruckners entgegenschleuderte, führte im Münchener Konzertmitschnitt sowohl zu betörend intensiven Momenten der Verinnerlichung und flehentlichen Anrufung (Kyrie, Benedictus) als auch zu nervös machenden Zerdehnungen, zu statischem Schönklang ohne innerem Movens (unfreiwillig komisch gar zerbröseln die Geigen-Läufe im "Gloria" zu Tonleiter-Übungen). Im übrigen verschwindet der nicht immer intonationssichere Chor allzu sehr hinter seinen Instrumental-Kollegen.
Auch Eugen Jochum - einer der großen Bruckner-Vermittler des Jahrhunderts - suchte mit seiner berühmt gewordenen Dirigieranweisung "Das kommt aus St. Florian!" die mystische Tiefe im Werk Bruckners. Paradox: Gerade Jochum gelingt eine höchst lebendige, spannungsvolle, "irdische" Wiedergabe, die neben den zutiefst gläubigen die pracht-, ja temperamentvollen Seiten ausspielt. Während sich bei Celibidache immer wieder der Eindruck einschleicht, die Weihe gelte weniger dem Verehrten als dem Verehrer, so ist Jochums gradliniger Zugriff weit "werkdienlicher".
Dies gilt auch für die (aufnahmetechnisch ausgefeiltere) Nachfolge-Produktion des Bayerischen Rundfunks unter Colin Davis. In angenehm flüssigen Tempi wird hier dem Sinfonisch-Blockhaften, das diese Messe auszeichnet, großer Raum gegeben. Auch diese Aufnahme zeigt: München scheint die Stadt Bruckners - zumindest des geistlichen.

Christoph Braun




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