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N° 1353
13. - 24.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Robert Schumann

Liederkreis op. 39

Dietrich Fischer-Dieskau, Gerald Moore

Orfeo C 140 301 B
(1959) Komponiert: 1840, Uraufführung: Datum unbekannt; ADD, mono, Live-Aufnahme

Eichendorff - der Name mag Erinnerungen wecken an ein Reclam-Heftchen mit dem "Taugenichts", an Posthornklang und murmelnde Brunnen, an Sehnsucht und Waldesrauschen. An eine romantische Naturpoesie, die uns befremdet in ihrer abgelebten Eindeutigkeit. Eichendorffs Welt ist uns abhanden gekommen. Und dann hört man diesen Liederkreis Schumanns mit Dietrich Fischer-Dieskau und ahnt, daß sie vielleicht doch hintergründiger ist, diese spätromantische Natur Eichendorffs, dämmriger und vielschichtiger. Das verdanken wir Fischer-Dieskau, der sein ganzes reiches Liedsänger-Leben lang über diesem Zyklus gegrübelt hat und einzigartige Interpretationen hinterließ.
Der Liederkreis op. 39, der einige der berühmtesten Lieder Schumanns enthält - "Zwielicht" und "Mondnacht" -, er wird durchzogen von Brüchen und Abgründen. Da schwingt sich Eichendorff auf zu rauschhaftem Lob des Daseins, besingt eine Hochzeit, die tönend durch den Wald zieht, und dann ist alles vorbei "und mich schauert‘s im Herzensgrunde". Diese unheimlichen, doppelbödigen Texte fordern Schumann eine reichere, in dämmrige Nebenwelten weitermodulierende Musik ab als die direkteren, ironischen Texte Heinrich Heines.
Darum hat Fischer-Dieskau den Zyklus in seiner frühen und mittleren Phase am überwältigendsten gesungen, begleitet von seinem geliebten Gerald Moore. Da hat er Registerwechsel zu erzeugen gewagt zwischen einer recht unbefangenen Lust an seiner Stimmkunst und den feinsten Schattierungen des mezza voce. Später dann, in den siebziger Jahren, wurde seine Kunst heikler, bremste philologische Textexegese den Zug naturhaften Strömens ein wenig mehr.
Während meine Lieblingsaufnahme von 1964 derzeit nur in einer umfangreichen CD-Kassette der EMI erhältlich ist, kann man Fischer-Dieskau in einem wunderschönen Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1959 bestaunen. Die technische Vollkommenheit dieses Auftritts werden wohl nur die Sänger ganz würdigen können. Aber was für ein beziehungsreicher, todtrauriger Dichter doch dieser Eichendorff war ... Und immer mehr ersterben die Huster in diesem Konzert vor soviel versunkener, lyrischer Kunst.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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