Sony ASK 63371
(59 Min.) 1 CD
Emanuel Ax als Chopin-Interpret, dazu vor historischem Instrument, das ist verwunderlich. Dieser kraftvolle, in seinen besten Momenten an Gilels erinnernde Interpret tut sich schwer mit Chopins zwischen Kraft und Zerbrechlichkeit changierendem Idiom. Ich habe zweimal im Konzert erlebt, wie sein Überschuß an Energie und fast baumeisterlichem Formwillen Großwerke Chopins durchaus verbog, erdrückte. Wenn dann in der vorliegenden Aufnahme das Orchester der Aufklärungszeit unter Charles Mackerras auch noch mit schroffstem Strich das Seitenthema der Orchesterexposition abbürstet, kann das f-Moll-Konzert kaum etwas werden.
Doch weit gefehlt. Hier wartet ein Fest an gesanglicher Pianokultur, und wenn die Instrumente noch so authentisch sein mögen, es herrscht nicht historisierende Strenge - bei allem Verdienst doch oft lästig -, sondern fast plüschige Grandezza. Wenn sich das Seitenthema im Solopart in nicht enden wollenden Kantilenen verströmt, tönt Ax so warm und anmutig, wie es nur die Kraftriesen unter den Pianisten können, die staunend erproben, wie zart sie wohl spielen können. Auch wo der Virtuose gefragt ist, bleibt Ax nichts schuldig. Die etwas äußerlichen, etüdigen Aufgabestellungen des Konzertes fordern ihn nicht, er hat die Lässigkeit des alternden Raubtiers, das sich nicht mehr beweisen muß, aber doch gelegentlich zeigt, daß es noch schnell ist mit der Pranke.
Matthias Kornemann, 30.04.1998
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