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N° 1354
20. - 29.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Wolfgang Amadeus Mozart

Klavierkonzert Nr. 25 C-Dur KV 503

Ivan Moravec, Academy of St Martin in the Fields, Neville Marriner

Hänssler/Naxos CD 98.955
(1995) Komponiert: 1784-1786 Uraufführung: 1786, Wien

Als Mozart am 4. Dezember 1786 das C-Dur-Konzert, das letzte seiner zwölf großen Konzerte, in sein "Verzeichnüß" eigener Werke als vollendet eintrug, ahnte er wohl kaum, dass seine große Zeit in Wien zu Ende ging. Hätte er sonst in diesem Winter solche Monumentalwerke schaffen können? Schon zwei Tage später, es ist unglaublich, war die Prager Sinfonie (KV 504) abgeschlossen, und dann begann er das C-Dur-Streichquintett.
Doch während er mit der Endeckung des Quintettgenres eine neue Schaffensphase eröffnete, trägt das Konzert KV 503 Züge einer abschließenden Bilanz seines Konzertstils. Diese Kunst will uns aber etwas kalt scheinen, denn Mozart baut mit "neutralem Material", schon das Kopfthema besteht aus einer Reihe völlig konventioneller Akkorde. In der harmonisch und rhythmisch unendlich raffinierten Verarbeitung liegt die Genialität des Konzerts. Wer seinen Reichtum ergründen will, dem sei das Buch "Der klassiche Stil" des Pianisten Charles Rosen empfohlen. Während man die Schönheit von Mozarts Konzerten ohnehin bestaunt, lernt man darin das Staunen vor ihrer unglaublichen Kompliziertheit.
Es existieren nicht viele wirklich gute Aufnahmen von diesem Werk. KV 503 zählt zu den wenigen Mozartkonzerten, die nicht "von alleine laufen" wie die melodischeren Lieblinge, sondern den Pianisten mit Problemen konfrontieren: Wie stelle ich mich zu einer Klangmacht und zu Dimensionen, die einzigartig sind in Mozarts Werk? Viele Pianisten scheuen vor der großen Geste, versuchen das Werk sacht und überfeinert zu "humanisieren". Doch damit tappen sie in eine Falle: man hört um so mehr, dass das Stück nicht den grazilen Charme "weiblichere" Konzertgeschwister hat.
Der wunderbare tschechische Pianist Ivan Moravec hat das C-Dur-Problem gelöst. Er verkleinert nicht, verzärtelt nicht, nein er spielt der voluminös-strahlenden C-Dur-Klangrausch genussvoll aus, den Mozart anbietet. Und vor den mächtigen Kontrasten, dem hell-dunkel, das er erzeugt, gewinnen die unglaublich delikat gefeilten Details eine neue, höhere Art Individualität. Der Schwung schließlich, mit dem Moravec durch das Finale braust, er verschafft Mozart endlich einmal Gerechtigkeit: das ist nicht "fast schon Beethoven", wie man immer lesen muss, vielmehr hat es Beethoven wohl nicht geschafft, Kraft und Größe dieses glanzvollen C-Dur-Finales jemals zu übertreffen. Eigentlich wollte ich jetzt Walter Giesekings nicht minder vollkommene Lösung dringend empfehlen. Doch erstmal bleibt nur, wie so oft, auf die Wiederveröffentlichung seiner epochalen Aufnahme zu hoffen.

Matthias Kornemann, 01.09.2007


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