Teldec/Warner Classics 9031-77596-2
(1984) Komponiert: 1788
Es gab Zeiten, da feierte die Welt den Dirigenten Karl Böhm als höchste Autorität in Sachen Mozart. Auch ich habe mir Ende der siebziger Jahre Böhms LP-Kassette mit sämtlichen Mozart-Sinfonien geleistet, doch eigentlich nur, weil diese Sammlung damals die einzige Möglichkeit war, alle (auch die ganz frühen) Sinfonien Mozarts kennenzulernen.
Anfang der achtziger Jahre kam Nikolaus Harnoncourt und eröffnete eine wichtige Erkenntnis: Mozart war nicht nur ein Meister der melodischen Erfindung, sondern auch des sinfonischen Dialogs der Orchestergruppen. Bei Böhm hört man vor allem watteweiche Streicher und Holz, Harnoncourt rückt auch die sehr überraschend differenzierten Blech- und sogar Paukenpassagen ins rechte Licht: Der "Wunderknabe Amadeus" erscheint hier nicht mehr als Marzipanfigur, sondern als Verfasser aufrüttelnder Partituren. Als ich - damals noch nicht so Repertoire-sattelfest - das Finale der Sinfonie Nr. 39 unter Harnoncourt im Radio hörte, dachte ich einen Moment, es sei eine Schubert-Sinfonie - so monumental hat Harnoncourt Mozarts Architektur hier inszeniert.
Die schnell gekaufte Aufnahme hielt und hält bis heute, was dieser Ausschnitt versprach: Nikolaus Harnoncourts Mozart ist ein Mozart der Kontraste. Schon die langsame Einleitung der Sinfonie mit ihren unerbittlichen, von den Hörnern geschärften punktierten Dissonanzen fegt alles hinweg, was sich in den zweihundert Jahren der goldglänzenden Mozart-Zelebrierung angesammelt hat. Und dabei geht es nicht nur um Instrumentationseffekte wie krachende Trompeten oder dramatisch voranpreschende Streicher. Das Menuett zum Beispiel ist ein Satz voller Ironie: Am Anfang pompös und - wie wahrscheinlich von Mozart erwartet - repräsentativ. Im Trio erinnert sich der Komponist dann plötzlich an Ausflüge in die Salzburger Umgebung. So etwas wie die dudelnden Klarinetten und gemächlich nachschlagenden Streicher könnte Mozart bei Ausflügen auf den Gaißberg gehört haben ...
Oliver Buslau, 01.12.1999
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