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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Diverse

Arias and Songs (1929-1936 Recordings)

Joseph Schmidt, Michael Bohnen, Irene Eisinger u.a.

Naxos Historical 8.111318-19
(160 Min., 1929-1936) 2 CDs

Dem Radio und dem Musikfilm verdankt der Tenor Joseph Schmidt seinen anhaltenden Ruhm. Klein von Statur trat er nie auf der Opernbühne auf, und weil nach zeitgenössischen Berichten auch seine Stimme nicht besonders groß war, hätte er ohne technische Hilfsmittel kaum in den großen Konzertsälen bestehen können. Beim gerade aufkommenden Radio wurde man jedoch schnell auf den vielseitigen Sänger aufmerksam und ließ ihn dort schon im ersten Jahr sechs Opern, eine Operette und mehrere Konzerte singen. Schnell kamen Auftritte in den deutschen Tonfilmoperetten der 20er Jahre hinzu. Das Titellied des Films "Ein Lied geht um die Welt" ist bis heute untrennbar mit seinem Namen verbunden. Ebenso wie Beniamino Gigli oder Richard Tauber bediente auch Joseph Schmidt sehr bewusst den Publikumsgeschmack seiner Zeit. Er sang Opernarien mit derselben Sorgfalt wie Schlagermelodien, hatte dabei immer die charakteristische "Träne in der Stimme". Dabei verriet er selbst das sentimentalste Lehár-Couplet nie an den Kitsch und kann in "Recha, als Gott dich einst zur Tochter" bis heute zu Tränen rühren. Kein Wunder, dass humorvolle Szenen wie "Komm mein Söhnchen" aus Smetanas "Verkaufter Braut" mit Michael Bohnen oder "Als flotter Geist" aus dem "Zigeunerbaron" die Ausnahmen sind in seinem Schallplattenrepertoire. Die meisten Arien singt er auf Deutsch, die wenigen italienisch gesungenen Nummern (vor allem Verdi und Puccini, aber auch einige Serenaden) auf dieser Zusammenstellung zeugen von wenig Sprachkenntnis ("tschi-elo"), doch können von seiner perfekten Stimmführung und virtuosen Vokalplatzierung auch heutige Sänger eine Menge lernen. Während die Stimme in der Mittellage oft nur verblüffend brustig und rau anspricht, ist die Höhe strahlend und frei. In der Kunst, Operettenlieder durch leichte rhythmische Verzögerungen erotisch aufzuladen ist er Richard Tauber zweifellos ebenbürtig. In der Regel begleiten ihn eigens zusammengestellte Schallplattenorchester unter weitgehend unbekannten Dirigenten, doch auch diese zweifelhaften Ensembles halten in den eher sentimentalen Liedern genau die Balance zwischen echtem Gefühl und genau kalkuliertem Effekt. Die Frage von Kurt Lewinneks Schlager "Warum bist auch du wie die andern? " brauchte Joseph Schmidt sich jedenfalls nicht zu stellen.

Uwe Friedrich, 19.04.2008


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