Die Zukunft des Musikhandels liege in Geschäften wie den Restaurants der Kaffeekette Starbucks, befindet der Sopransaxofonist Kenny G auf seiner Homepage. Früher spottete man über ihn und Stilverwandte als Vertreter der "Fahrstuhlmusik", weil die Klänge überall dort zu hören waren, wo Wohlbefindensdesigner Hintergrundgeräusch benötigten. Auch das von sanften Latinrhythmen und einfühlsamen Melodien geprägte Album "Rhythm & Romance" erfüllt die für akustische Raummöblierung gesetzten Kriterien. Andererseits lohnt sich – obwohl man die Musik leicht als Hintergrundgeplätscher ignorieren kann – das Hinhören. Raffiniert spielen Kenneth Gorelick – so der vollständige Name – und sein Pianist Walter Afanasieff mit Hörklischees. Begleitet wird er von einer kleinen Band, in der sich John Pena und Nathan East am Bass abwechseln und meist Alex Acuna am Schlagzeug sitzt. Im Team mit dem Pianisten, fast immer einem Gitarristen und manchmal auch synthetisch anmutenden Streichern schaffen sie die ideale, unaufdringliche und doch stets präsente Umgebung für Gs Sopransaxofon. Dessen Themen klingen vertraut – und doch handelt es sich mit Ausnahme von "Sabor A Mi" und "Besame Mucho" um Originals. Kenny G spielt sie mit klarem, fokussiertem Ton auf dem Sopransaxofon; gleichzeitig gestaltet er die Melodien mit einer gewaltigen Fülle an Klangfacetten. Die Arrangements sind so ausgebufft, dass die Instrumentierung auf Kenny Gs Phrasierung und Dynamik perfekt abgestimmt ist und aus Breaks neue rhythmische oder klangliche Varianten des Themas wachsen. Zwischen die Instrumentals gestreute Gesangstitel sorgen für weitere Abwechslung in dieser modernen Variante des Easy Listening – auch im Starbucks.

Werner Stiefele, 26.04.2008

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