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N° 1353
13. - 23.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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Georg Friedrich Händel

Riccardo Primo

Lawrence Zazzo, Nuria Rial, Geraldine McGreevy, Tim Mead u.a., Kammerorchester Basel, Paul Goodwin

DHM/SonyBMG 88697 17421-2
(176 Min., 5/2007, 6/2007) 3 CDs

Zickenstreit auf offener Opernbühne – das steht in vielen Libretti. Doch nur selten gehen sich zwei Primadonnen dabei fast wirklich an die Gurgel. 1727 aber, bei der Aufführung der Oper "Astianatte" von Giovanni Battista Bonocini machten die beiden Händeldiven Faustina Bordoni und Francesca Cuzzoni aus ihrer Antipathie keinen Hehl. So musste die Uraufführung der Händeloper "Riccardo primo, Re d´Inghilterra", für die beide eingeplant waren, erst einmal für ein paar Monate auf Eis gelegt werden. Das war aber nicht der einzige Grund, warum die Premiere im Londoner King’s Theatre auf November verschoben werden musste. Der Widmungsträger König George I. war unerwartet verstorben. Und angesichts der Krönung des neuen englischen Königs blieb Händel nichts anderes übrig, als die Partitur zu überarbeiten und den Titelheld als Sinnbild eines erfolgreichen Polit- und Liebesstrategen entsprechend neu zu konturieren. Herausgekommen ist eine enorm impulsive und farbige, mit Schlachtmusiken durchsetzte Oper über Richard Löwenherz, der auf seinem Kreuzzug in Richtung Jerusalem mal eben auf Zypern für Ordnung sorgt und vor allem seine geliebte Constanza befreit.
Obwohl dieser klassische Historienstoff jedem Oberhaupt schmeicheln würde, verschwand "Riccardo Primo" nach nur zehn Aufführungen wieder in der Schublade. Erst 1964 wurde sie wieder gespielt. 2007 stand gab es sie nach der neuen Edition der Händelausgabe schließlich bei den Händel-Festspiele in Halle zu hören. Und die auf dieser Produktion basierende Einspielung ist einmal mehr der Beleg dafür, dass trotz des Händelbooms über den Sachsen eben noch längst nicht alles gesagt ist. Dafür sorgt allein der Alte-Musik-Spezialist Paul Goodwin, der in bester William-Christie-Tradition die Rhythmen nicht mit scharfer Klinge zerteilt oder das Melos klassizistisch austrocknet. Das Delikate, das unbeschwert Tänzerische und das federleicht Moussierende gehört vielmehr zu Goodwins Handschrift – die von dem erneut glänzend eingestellten Kammerorchester Basel befolgt wird. Gleiches gilt für die Sängerprotagonisten, die der Countertenor Lawrence Zazzo anführt, der seine Koloraturpointen genauso treffsicher setzt, wie er bei dem Titelhelden die Emotionen lodern lässt. An Zazzos Seite ist außerdem erneut die Sopranistin Nuria Rial, die ihm an menschlicher Wärme und stilistisch fabelhafter Sicherheit in nichts nachsteht.

Reinhard Lemelle, 26.04.2008


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