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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Live

Brad Mehldau-Trio

Nonesuch/Warner 7559799565
(156 Min., 10/2006) 2 CDs

Eigentlich verraten der Pianist Brad Mehldau, der Bassist Larry Grenadier und der Schlagzeuger Jeff Ballard schon mit den ersten Takten von "Wonderwall", worin sie sich von anderen Trios unterscheiden: Grenadier baut eine Bassfigur auf, Ballard gesellt sich mit nervös-filigraner, korrespondierender, aber selbständiger Rhythmik hinzu, und schließlich steuert Mehldau wiederum rhythmisch selbstständig das bereits vom Bass vorgestellte Thema auf dem Flügel bei. Diese drei haben bei dem Livemitschnitt aus vier Konzerten vom 11. bis 15. Oktober 2006 im New Yorker Club Village Vanguard mehr zu bieten als ein Nebeneinander hervorragender Musiker. Sie ignorieren oft das ansonsten übliche Schema, bei dem ein Solist die Leitlinie vorgibt und die Begleiter für den ergänzenden Hintergrund sorgen. Diese drei wirken eher wie ein einheitlicher Organismus, in dem ein Thema erst durch den Zusammenklang der drei Instrumente seinen Charakter erhält. Dabei verzichten sie im Livemitschnitt weitgehend auf das gängige Standards-Repertoire. Stattdessen interpretieren sie "Black Hole Sun" der Grungeband Soundgarden, Chico Buarques "Que Sera" – nicht zu verwechseln mit der Schlagerschmonzette "Que Sera, Sera" – variantenreich und feingliedrig. Obwohl Mehldau wahrlich nicht mit Tönen geizt, wirkt doch jeder wohlziseliert und mit Bedacht gesetzt, als scheue er auch im Überschwang das Überflüssige, während sich Mehldau in "More than You Know" aus dem Musical "My Fair Lady" durch ein vehementes, blockiges Solo aus dem Trio entfernt – der einzige große Ausreißer. Das eigene "Buddha Realm" fasziniert durch den Kontrast zwischen nervösem Schlagzeug, eleganten Klavierlinien und kurzatmig getupften Basstönen, und im feurigen "Ruby’s Rub" wechselt permanent die Spielhaltung. Mit Jimmy Heaths "C.T.A." und "Countdown" aus dem Repertoire von John Coltrane sowie dem Jazzklassiker "The very Thought of You" huldigt er souverän und eigenständig der Tradition. Diese Trioaufnahmen zählen zu den feinsten Jazzproduktionen des neuen Jahrtausends.

Werner Stiefele, 10.05.2008


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