Elisio/MVH ECD-1629
(78 Min., 2/2008) 1 CD
Während der als pianistisches Wunderkind groß gewordene Chopin auf dem Klavier das volle Spektrum seines erklärten Lieblingsinstruments auszunutzen verstand, dürfte seine Zuneigung für das Orchester etwas weniger stark ausgeprägt gewesen sein. In den beiden Klavierkonzerten Chopins jedenfalls kommt dem Orchester eine eher untergeordnete Position zu, die dem Solisten kaum je bei der freien Entfaltung im Wege steht. Ein interessanter Ansatz ist es da, gleich komplett auf die Rückendeckung des Orchesters zu verzichten und allein in den Ring zu steigen, so wie es jetzt die Pianistin Joanna Michna getan hat. Sie stieß bei ihrer Beschäftigung mit Chopins Konzerten auf die vom Komponisten selbst autorisierte Fassung für Klavier solo, die im Fall des f-Moll-Werkes nun sogar erstmals überhaupt auf CD gepresst wurde.
Wer beim Anhören die gängigen Versionen der beiden Klassiker im Hinterkopf präsent hat, wird dabei zweifellos das eine oder andere Mal leicht verwundert die Ohren spitzen. Doch erweist sich Joanna Michna vom ersten Takt an als souveräne Gestalterin, die gar nicht erst versucht, den hier fehlenden Orchesterpart zu imitieren oder durch übertriebenen Gestus auszugleichen. Stattdessen beleuchtet sie die scheinbar vertrauten Werke mit gefühlvollem Anschlag und viel Liebe zum Detail aus einem neuen, aufschlussreichen Blickwinkel, der auch für den routinierten Hörer manche Überraschung parat hält.
Tobias Hell, 12.07.2008
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