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N° 1354
20. - 26.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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John Dowland

"In Darkness Let Me Dwell"

Dorothee Mields, Hille Perl, Lee Santana, Sirius Viols

DHM/Sony BMG 88697 36213-2
(66 Min., 11/2007) 1 CD

Wenn es stimmt, was die Musiker im Beiheft andeuten, dann hat Stings öffentlicher John-Dowland-Selbsterfahrungstrip doch etwas Gutes gehabt. Während sich viele Kollegen bloß über den großen Erfolg seines perfekt vermarkteten, aufwendig gemasterten, aber musikalisch reichlich unbedarften Crossover ärgerten, präsentieren Hille Perl, Lee Santana und Dorothee Mields einen Gegenentwurf. Dazu nahmen sie einige der bekanntesten Lieder und Consortstücke des Shakespearezeitgenossen auf. Ein nicht ungefährliches Unterfangen: Schließlich gibt es keinen Mangel an legendären Dowlandinterpretationen: Künstler wie Peter Pears, Emma Kirkby und Andreas Scholl haben mit den unterschiedlichsten Interpretationsansätzen hohe Maßstäbe gesetzt. Und auch Stings persönlicher Aura will nicht bloß mit historischer und technischer Korrektheit begegnet sein. Doch das Album nimmt es an Suggestivkraft ebenso locker mit Sting auf, wie es neben den genannten klassischen Dowlanddeutungen bestehen kann.
Bereits mit der eröffnenden, wie selbstvergessen improvisiert wirkenden "Forlorn Hope Fancy" macht Lee Santana die Trackfolge zur Session – und das, ohne gegen die Gesetze der historischen Aufführungspraxis zu verstoßen. Das Zusammenspiel von Mields, Perl und ihren Sirius Viols hat in seiner intuitiven Sicherheit und sinnlichen Ausstrahlungskraft ebenfalls etwas Tranceartiges. Die Ruhe, die von dem gemeinsamen Atmen und Impulsgeben ausgeht, stiftet einen starken inneren Zusammenhang. Mit dieser Sicherheit im Rücken kann Mields die rhetorischen Details noch viel plastischer herausarbeiten, als dies Kirkby oder Scholl wagten. Doch der Ausdruck liegt nicht bei ihr allein. Das Gambenconsort, das bei Scholl und Kirkby letztlich in der Begleiterrolle verharrt, ist deutlich aufgewertet – und das zu Recht. Die Gamben tun dabei jedoch nur das, wozu sie nach Meinung der zeitgenössischen Theoretiker ohnehin prädestiniert sind: Sie ahmen die menschliche Stimme nach. Und mischen sich in ihrer Beweglichkeit, ihrer sprechenden Deutlichkeit und der gläsernen Zartheit ihres Klanges so perfekt mit Mields Nachtigallenstimme, dass es eine Lust ist.

Carsten Niemann, 13.09.2008


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