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N° 1353
13. - 21.04.2024

nächste Aktualisierung
am 20.04.2024



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George de la Hèle, Wolfgang Rihm, Arvo Pärt, Orlando di Lasso

Memento – Missa "Quare tristis es", Passionsmotetten, Bußpsalmen

SingerPur

Oehms Classics/harmonia mundi OC 812
(57 Min., 7/2007) 1 CD

Mit dem schwarzgrau verhangenen Cover wähnt man sich in esoterischen ECM-Gefilden. Auch das Programm, das Altes mit Heutigem koppelt, entspricht der ECM-"Philosophie". Oehms kann das, wie bereits mehrfach gezeigt, auch; und sein Vorzeige-Vokalensemble muss sich von demjenigen ECM‘s, dem Hilliard Ensemble, nicht verstecken, im Gegenteil. Was beide unterscheidet, ist nicht nur die weibliche Sopranbesetzung (statt Countertenor); auch das Timbre der ehemaligen Regensburger Domspatzen ist weicher, runder (wobei sich Claudia Reinhard bestens in die Fünfer-Männerriege einpasst). In der 1578 publizierten Missa "Quare tristis es" ("Was bist du betrübt") des Frankoflamen George de la Hèle führt diese "deutsche" Tongebung zunächst zu Irritationen – für jeden, der den klareren, aber auch schärferen Klang englischer (Renaissance-) Ensembles als heutzutage dominierenden im Hinterkopf gespeichert hat. Schon bald weiß man jedoch den größeren Obertonreichtum Singer Purs zu schätzen – und die feierliche Ruhe, die die Missa durchzieht – wenn sie denn mit dieser souveränen Homogenität präsentiert wird.
Das gilt auch für die drei Motetten, mit denen Wolfgang Rihm 2005/06 seinen siebenteiligen, Singer Pur gewidmeten Passionszyklus "Vigilia" vervollständigt hat. Nur partiell – etwa in den exaltierten, von bohrender Angst geprägten Dissonanzreibungen des "Recessit pastor noster"-Werkes – konterkarieren sie den ruhigen Fluss der Renaissance-Polyphonie. Ansonsten scheinen hier (wie auch im weit einfacher gestrickten, altslawischen "Memento" Arvo Pärts von 1994) alle menschlich-schmerzhaften Passionserfahrungen in der überkommenen liturgischen Form objektiviert. Schließlich kehrt das Ensemble zum programmatischen Ausgangspunkt zurück: zu di Lassos hoffnungsvoller Psalmmotette "Quare tristis es", auf die de la Hèle seine Parodiemesse aufbaute. Eine Platte also, wie sie sinnfälliger und stimmiger im besten Wortsinn nicht sein könnte.

Christoph Braun, 11.10.2008


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