Welcher Ton stammt aus Frode Haltlis Akkordeon? Und welcher aus dem Trygve Seims Tenor- oder Sopransaxo-fon? Beide Instrumente arbeiten mit bewegter Luft, und so nähert sich die Dynamik manchmal so stark an, dass die Bässe des Akkordeons an eine Bassklarinette oder an eine Piccoloflöte erinnern. Diese Verwandtschaft verleiht den Duetten der beiden Norweger einen ungewöhnlichen Zau-ber. Sie lassen sich vom russischen Mystiker Georges Iwanowitsch Gurdjieff zu einem verblüffenden, dank der Bässe des Akkordeons dreistimmigen Dialog inspirieren, sie lassen in "Fast Jazz" Klangsprengsel tanzen und ver-wandeln Bob Marleys "Redemption Song" in eine weiträu-mige Assoziationskette, die sich dem Original nähert und – kaum schimmert es erkennbar durch – sich sofort wieder von ihm entfernt. Der "Waits for Waltz" ist ein von aller Schunkelseligkeit freier, von Brüchen angegrauter Walzer, und das Titelstück "Yeraz" samt zugehöriger "Introduction" melancholische Meditation.
Der Toningenieur Jan Erik Kongshaug hat die Begegnung mit viel Verständnis für Klangnuancen eingefangen und den atmenden Charakter beider Instrumente betont. In der Musik von Trygve Seim und Frode Haltli begegnen sich die Klarheit volksmusiknaher Melodien, die Freude am Klang und avantgardistisches Denken. Für dieses Hörvergnügen sollte man sich Zeit nehmen.

Werner Stiefele, 22.11.2008

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